
Gehe einmal im Jahr irgendwohin, wo Du noch nie warst! Dieses Zitat wird dem Dalai Lama zugeschrieben. Diesem Leitsatz haben unsere drei SL entsprochen, als es am vergangenen Wochenende zu einem Youngtimer-Kurztrip im niederländisch-belgischen Grenzgebiet mit Übernachtung in Cadzand ging. Ein empfehlenswertes Reiseziel, von dem ich hier gerne einige Impressionen teile.


Youngtimer machen vor allem Spaß, wenn man sie gemeinsam auf einer ausgedehnten Fahrt erleben kann. Demgemäß waren wir mit drei R129 unterwegs, die sich allerdings in Motorisierung, Farbe und Baujahr unterscheiden:
- Ein 500 SL aus dem Jahr 1989 in blauschwarz-metallic
- Mein 300 SL-24 aus dem Jahr 1992 in brilliantsilber-metallic
- Ein 600 SL aus dem Jahr 1993 in almadinrot-metallic

Die Fahrt von rund 250 km war für die drei Mercedes erwartungsgemäß keine Herausforderung. Die Anreise haben wir aufgrund gelegentlicher Regenschauer mit geschlossenem Verdeck zurückgelegt. Einmal an der Küste angekommen, konnten wir aber ein angenehmes Klima mit offenem Dach genießen.


Unsere drei R129 haben naturgemäß mehr gemeinsam, als sie unterscheidet. Dennoch war es im direkten Umstieg interessant zu erleben, wie die unterschiedlichen Motorisierungen das Fahrgefühl prägen.


Der Antrieb im 300 SL-24 ist akustisch der präsenteste – sonor brummend bei niedrigen Drehzahlen, kernig-fauchend wenn er ausgedreht wird. Er steht in diesem Trio auch für den drehfreudigsten Motor, dessen roter Bereich im Drehzahlmesser erst bei 7.000/min beginnt. Für die Leistung von 231 PS braucht der Motor immerhin 6.300/min. Aktiv gefahren, macht der 300 SL-24 viel Freude und lässt seinen Motor gut erleben. Er ist in seiner Abstimmung die sportlichste Variante in unserem Trio. Was ihm im Vergleich fehlt? Vor allem das leise Säuseln im Teillastbetrieb und der beeindruckende Überschuss an Kraft und Drehmoment, den die beiden anderen bieten.


Der 500 SL macht den V8 erlebbar: Leise und kultiviert im Teillastbetrieb und mit gut hörbarem V8-Grollen, wenn das Gaspedal tiefer durchgetreten wird. Anders als im 300 SL-24 vermittelt er bereits bei niedrigen Drehzahlen das Gefühl, dass die Beschleunigung dieses Fahrzeugs für ihn keine große Herausforderung darstellt. Wenn man den V8 fordert, drückt er den SL mit der Gewalt von 326 PS gewaltig nach vorne.


Das V12-Aggregat im 600 SL legt leistungsmäßig im Vergleich zum 500 SL nochmal 68 PS drauf und kommt auf 394 PS. Der wesentliche Unterschied liegt aber weniger in der Leistung und mehr in der Laufruhe. Wer mit dem 600er lediglich im Verkehr mitschwimmt, wird den Motor so gut wie gar nicht hören. Die erreichte Laufkultur ist so leise und vibrationsarm, dass sie an sich schon fasziniert. Aber der V12 kann auch anders: Mit durchgetretenem Gaspedal entfesselt man bereits bei niedrigen Drehzahlen Beschleunigungswerte, die auch nach heutigem Maßstab beeindrucken. Dieser Antrieb ist in mehrfacher Hinsicht eine Krönung des Motorenbaus.

Die kurvigen Landstraßen zwischen Cadzand und Oostende waren wenig befahren und ließen uns die Aggregate unserer drei SL gut erleben.

Im Café am Ende der Tour stellen wir gemeinsam fest, was für ein gelungenes Gesamtkunstwerk der R129 war. Er dient auch im Alter von über 30 Jahren noch mühelos als Reisefahrzeug für Strecken über mehrere Hundert Kilometer und macht vor Ort Freude als offener Roadster mit sportlich angehauchtem Fahrverhalten. Das damalige Motorenportfolio hat ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Charakterausprägungen hinzugefügt, innerhalb dessen jede Variante mit spezifischen Reizen überzeugt. Der R129 war ein echter Meilenstein!

Später am Abend kam noch ein vierter R129 hinzu, mein Bruder mit seinem 1996er SL 500. So konnten wir gemeinsam das Abendessen am Strand von Cadzand genießen und am nächsten Morgen die Rückreise im Viererverbund antreten.



Auf dem Ring um Antwerpen hatten wir auf der Rückreise weniger Glück: Wir standen über eine Stunde im zäh fließenden Verkehr – dafür aber zumindest bei strahlendem Sonnenschein.

Wer Spaß an bewegten Bildern hat: Im Video gibt es noch ein paar Impressionen von unserer Reise.
Vielleicht dient dieser Reisebericht dem einen oder anderen als Inspiration für einen Trip mit dem eigenen Youngtimer ins schöne Zeeland in der niederländisch-belgischen Grenzregion!
Was sind denn Eure Lieblingsziele für einen Kurztip inkl. Übernachtung mit dem Youngtimer? Ich freue mich über Anregungen in den Kommentaren unterhalb der Seite!