
Die meisten Liebhaber des X308 dürften dessen Ausstattungsvarianten kennen – wie Executive, Sovereign, XJR, Daimler. Woran man diese Modellreihen (außer am Schriftzug) erkennen kann und wie sie sich voneinander unterscheiden, ist aber schon schwieriger. Deshalb habe ich in diesem Beitrag die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zusammengetragen.

Man kann sich fragen, warum die Kenntnis dieser Merkmale wichtig ist. Steht nicht am Heckdeckel, um welches Modell es sich handelt? Im Prinzip ja – allerdings stolpere ich immer wieder über Inserate von Fahrzeugen (mit mutmaßlich wechselhafter Geschichte), deren Merkmale nicht konsistent sind. Teilweise wurden da fleißig Teile gepuzzelt, die eigentlich nicht zusammengehörten.
Hier sind zum Beispiel drei Bilder aus einem Inserat auf mobile.de. Am Heckdeckel steht rechts „XJ8“. Das kann aber nicht korrekt sein, wie die Chromumrandung der Fenster, das Wurzelnußholz und die 4-Liter-Motorisierung verraten. Es handelt sich um einen XJ8 Sovereign, dementsprechend muss werksseitig Sovereign am Heckdeckel gestanden haben.
XJ8

Der Schriftzug XJ8 am Heckdeckel steht für das Einstiegsmodell des X308. Über die gesamte Bauzeit war dies die preisgünstigste Ausstattungslinie.
Der XJ8 war an folgenden Merkmalen erkennbar:
- Das Modell XJ8 war ausschließlich mit der 3,2 Liter-Motorisierung lieferbar, nicht als 4,0.
- Die Edelholzausführung war beim XJ8 das hellere Holz Pomelle, das es ausschließlich im XJ8 gab und das damit ein recht sicheres Erkennungsmerkmal ist (solange es nicht nachträglich umgerüstet wurde).
- Ober- und Unterkonsole des Armaturenbretts sowie Mittelteil wurden ausschließlich im Farbton Warm Charcoal ausgeführt.
- Die Sitze haben serienmäßig eine Stoff-/ Leder-Kombination, allerdings waren Ledersitze gegen Aufpreis lieferbar.
- Die Grilleinfassung ist verchromt, die Grillstäbe im Inneren sind dagegen nicht verchromt, sondern in gun metal grey ausgeführt (das trifft sowohl auf XJ8 als auch auf den XJ Executive zu).
- Der XJ8 stand als einziger X308 serienmäßig auf Stahlfelgen, allerdings waren gegen Aufpreis auch zwei verschiedene 16“ Leichtmetallfelgen lieferbar.
- Türrahmen, Scheibenrahmen und Regenrinne waren beim XJ8 in schlichtem Schwarz ausgeführt (nicht verchromt).



XJ Executive

Der XJ Executive enthielt gegenüber dem XJ8 eine Reihe an zusätzlichen Ausstattungsmerkmalen und war eine der populärsten Versionen des X308. Ein XJ 3.2 Executive stand 1998 mit 99.600 DM in der Preisliste, das waren verschmerzbare 4.900 DM mehr als beim Basis-XJ8. Außerdem war der XJ Executive die preisgünstigste Möglichkeit, einen X308 mit 4,0-Liter-Motor zu fahren.
Erkennungsmerkmale des XJ Executive:
- Ab dem XJ Executive waren Ledersitze serienmäßig an Bord.
- Die Grilleinfassung ist verchromt, die Grillstäbe im Inneren sind aber wie beim XJ8 in gun metal grey ausgeführt.
- Der Türrahmen ist wie beim XJ8 in schlichtem Schwarz ausgeführt (nicht verchromt), aber Scheibenrahmen und Regenrinne waren bei ihm (anders als beim XJ8) bereits verchromt.
- Ab dem XJ Executive kam das „T-Piece-Interieur“ zum Einsatz, was einen Farbkontrast zwischen Oberteil des Armaturenbretts einerseits und Unterteil sowie Mittelkonsole andererseits bezeichnete.
Wer nun sagt, dass diese Merkmale doch noch keinen Mehrpreis von 4.900 DM zum XJ8 rechtfertigen, muss berücksichtigen, dass die Rechnung so einfach nicht ist. Einzelne Optionen waren für den Executive günstiger zu haben als für das Basismodell. Ein Beispiel: Sportsitze mit fein perforierten Lederpolstern kosteten für den Basis-XJ8 stolze 5.550 DM, für den Executive hingegen nur 4.620 DM.

XJ Sport

Der XJ Sport gehört zu den seltensten Varianten des X308. Mit nur 1.108 produzierten Einheiten entfallen weniger als 1% aller X308 auf dieses Modell.
Erkennungsmerkmale des XJ Sport:
- Der XJ Sport wurde ausschließlich mit dem 3,2 Liter-V8 geliefert (außer in Australien und den USA, wo er mit dem 4 Liter-V8 ausgerüstet wurde).
- Das Edelholz war in dunkel getöntem Vogelaugenahorn ausgeführt (wie beim XJR).
- Die Grilleinfassung wurde in Wagenfarbe lackiert (wie beim XJR), aber im Kühlergrill wurden Grillstäbe in grau metallic eingesetzt (anders als beim XJR, der den Gittereinsatz aus Edelstahl trägt)
- Türrahmen, Scheibenrahmen und Regenrinne wurden in schwarz lackiert
- Es wurden Sportsitze mit perforiertem Leder verbaut (wie beim XJR).



Sovereign

Der XJ8 Sovereign war die luxuriöseste Version des Jaguars. Er lag im Jahr 1998 immerhin 7.500 DM über dem XJ Executive. Er war in Deutschland nur als 4.0 Liter-Motor im Angebot und zusammen mit dem Daimler die einzige Variante, die es auch als Langversion gab.
Erkennungsmerkmale des Sovereign:
- Das Edelholz wurde in Walnußwurzelholz ausgeführt.
- Der Sovereign war nur als 4,0 Liter-V8 Motorisierung lieferbar (zumindest gilt das für die meisten Märkte inkl. Deutschland, laut Wikipedia gab es aber für bestimmte Märkte auch Sovereign mit 3.2 Liter-Motor).
- Grilleinfassung und Grillstäbe sind verchromt.
- Türrahmen, Scheibenrahmen und Regenrinne sind verchromt (allerdings gab es für Executive und Sovereign gegen Aufpreis auch ein „Dechrome-Paket“, bei dem wieder alles in schwarz ausgeführt wurde).
- Das Armaturenbrett wurde im „Classic Styling“ ausgeführt, d.h. Oberkonsole ist gegenüber Unterkonsole und Mittelteil in einem dunkleren Kontrastton ausgeführt.
- Die Karosserie des Sovereign gibt es (anders als XJ8 und XJ Executive) gegen Aufpreis als Langversion mit 12,5 cm längerem Radstand (das Dach ist dann übrigens auch 1,9 cm höher). Auch das gilt für die meisten Märkte inkl. Deutschland, es gab in sehr geringen Zahlen auch Executive mit langem Radstand.

XJR

Der XJR war das sportliche Flagschiff und der zusammen mit dem Daimler Super V8 das einzige Modell mit 4,0 Liter-Kompressormotor und 363 PS. Mit rund 15.000 gebauten Exemplaren entfielen rund 12% des X308-Produktionsvolumens auf dieses Modell.
Erkennungsmerkmale des XJR:
- Der XJR war ausschließlich mit dem 4,0 Liter-V8-Kompressormotor lieferbar.
- Im XJR wurde serienmäßig das CATS-Fahrwerk (elektronisch gesteuerte, adaptive Dämpfereinstellung) verbaut. (Es war in allen Modellen mit Kompressormotor serienmäßig und für Sovereign und Daimler V8 gegen Aufpreis erhältlich.)
- Das Edelholz wurde in dunkel getöntem Vogelaugenahorn ausgeführt (wobei das Walnußwurzelholz auch lieferbar war).
- Das Holz-/ Lederlenkrad trug den Aufdruck „XJR“ auf dem Pralltopf.
- Die Grilleinfassung war in Wagenfarbe lackiert und im Grill war ein Gittereinsatz aus Edelstahl verbaut, den es nur im XJR gab. (Der Gittereinsatz wurde aber gerne in anderen Modellen nachgerüstet.)
- Türrahmen, Scheibenrahmen und Regenrinne wurden in schwarz eloxiert ausgeführt.
- Das Armaturenbrett war in „Classic Styling“ ausgeführt, wobei die Oberkonsole grundsätzlich in schwarz ausgeführt wurde.
- Im Interieur wurden serienmäßig die Sport-Ledersitze mit perforierten Mittelbahnen verbaut.
- Der XJR wurde serienmäßig mit 18“ Leichtmetallfelgen (als einzige X308-Modellvariante) und 255/40 Reifen geliefert.
- Die Bremsen des XJR wurden von Brembo geliefert.
- Die Kompressor-Modelle XJR und Daimler Super V8 hatten Auspuffendrohre mit größerem Durchmesser als die X308-Versionen mit Saugmotor.
- Ein nicht sichtbares Unterscheidungsmerkmal: Die X308 mit Saugmotor hatten ein Automatikgetriebe von ZF, die 5-Gang-Automatik in XJR und Super V8 kam hingegen von Mercedes-Benz.


Daimler V8 und Super V8 (bzw. Vanden Plas)

Die Daimler-Modelle waren die hochwertigste Ausstattungslinie und wurden als eigene Marke präsentiert. In einem Daimler V8 gibt es (fast) keinen einzigen Jaguar-Schriftzug. Das hatte seinen Preis: Selbst der Daimler V8 mit „normalem“ 4,0 Liter-Saugmotor lag mit 153.300 DM preislich deutlich über dem XJR, ganz zu schweigen vom Daimler Super V8 mit Kompressormotor.
In den USA verfügte Jaguar nicht über die Daimler-Namensrechte und benannte den Daimler dort „Vanden Plas“.
Erkennungsmerkmale der Daimler-Modelle:
- Im Inneren, im Motorraum und außen wurde dort, wo sonst Jaguar steht, konsequent der Daimler-Schriftzug verwendet – bis hin zur Uhr im Armaturenbrett und zur Bedienungsanleitung.
- Daimler-Modelle wurden serienmäßig als Langversion gebaut, es gab jedoch auch die Möglichkeit, das Fahrzeug auf Sonderwunsch in der kurzen Karosserie liefern zu lassen (wie zum Beispiel der Daimler Super V8 in diesem Beitrag).
- Das Walnusswurzelholz trug Intarsien aus Rosenholz sowie vorne einen Daimler-Schriftzug.
- Vielleicht das bekannteste Erkennungszeichen sind die Picknick-Tische aus Wurzelnussholz an der Rückseite der Vordersitze.
- Die Teppiche wurden in flauschiger Schafwolle ausgeliefert.
- Zusätzlich zu den Chromelementen beim Sovereign wurden beim Daimler auch Außenspiegel und Türgriffe verchromt ausgeführt (und nicht in Wagenfarbe lackiert).
- Kühlergrill und Kofferraumzierleiste sind im Daimler-Stil geschwungen ausgeführt (und nicht glatt, wie bei den übrigen Modellen).
- Nur für die Daimler-Modelle war das teure Autolux-Raffleder verfügbar (gegen Aufpreis beim Daimler V8, serienmäßig beim Super V8).
In der Tat unterscheidet sich die Daimler-Version durch eine große Vielzahl von kleinen Details. Ich habe in diesem Beitrag versucht, alle Unterschiede zwischen Daimler und Sovereign einmal im Detail aufzuführen.


XJR 100

Der XJR 100 war eine Sonderserie des XJR anlässlich des 100. Geburtstags von Sir William Lyon. Der XJR 100 wurde im Jahr 2002 weltweit nur 500 Mal produziert.
Erkennungsmerkmale des XJR 100 in Ergänzung zum XJR:
- Der XJR 100 trug rote Ziernähte an den Ledersitzen, am Lenkrad und am Automatik-Wählhebel.
- Es wurde ein eigenständiger Automatik-Wählhebel von der Firma Momo verwendet.
- Das Lederlenkrad trug ein R-Logo im Pralltopf (anstelle des XJR-Schriftzugs beim XJR).
- Die Einstiegsleisten an allen vier Türen trugen den Schriftzug „XJR 100“.
- Der XJR 100 trug 19“ Felgen im Styling „Montreal“ mit rotem Jaguar-Kopf in den Radnaben.
- Der XJR 100 hatte eine gegenüber dem XJR vergrößerte Brembo-Bremsanlage (die es zu diesem Zeitpunkt gegen Aufpreis aber auch für den XJR im sog. R1-Paket gab). Die Bremssättel des XJR 100 waren silber lackiert und trugen einen roten Jaguar-Schriftzug.



XJ8 SE

Der XJ8 SE wurde nur im Jahr 2002 produziert. Er erhielt im Sinne eines „Aktionsmodells“ gegenüber dem regulären XJ8 zusätzliche Ausstattungsumfänge bei einem vergleichsweise attraktiven Preis. SE stand für Special Equipment.
Erkennungsmerkmale des XJ8 SE:
- Im Wesentlichen handelte es sich um eine sehr umfangreich ausgestattete Variante des XJ8 in seinem finalen Produktionsjahr 2002. (Ich bin mir unsicher, in welchen Märkten er angeboten wurde – in UK und in Italien taucht der SE hier und da in den Inseraten auf, in Deutschland habe ich hingegen noch nie bewusst einen SE gesehen.)
- Sein besonderes Merkmal war die Ausstattung in Walnusswurzelholz mit den Intarsien, die es sonst nur beim Daimler gab (aber natürlich ohne den Daimler-Schriftzug im Armaturenbrett).



Damit sollten alle Heckdeckelschriftzüge der X308-Modelle abgedeckt sein. Wenn noch etwas fehlt oder es noch Ergänzungen gibt, oder auch sonst, freue ich mich über Eure Kommentare unter diesem Beitrag!
Quellenangabe: Die Fotos der Heckdeckel-Abzeichen stammen von www.jaguar-shop.com (XJ Executive) sowie von www.limora.de (alle anderen).
Hallo und herzlichen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Das war doch dann gleich ein Anlass die original Verkaufsbroschüre von 1998 aus dem Regal zu holen und mal wieder darin etwas zu stöbern. Viel Spaß und allseits gute Fahrt.
Hallo Michael,
ein toller Bericht, den ich mit Freude nun schon zum vierten Mal lese.
Klasse und detailreich recherchiert, hochgeschätzt wie immer.
Beste Grüße
Christian
Hallo Christian, vielen Dank für Dein Feedback, habe ich mich sehr drüber gefreut! Viele Grüße, Michael