
Eine der schönsten Seiten des Youngtimer-Hobbies sind Ausfahrten in kleinen Gruppen charaktervoller Fahrzeuge. Besonders reizvoll wird es, wenn auch das Reiseziel etwas zu bieten hat. Alles das kam in unserer letzten Ausfahrt Ende September zusammen: Wir haben mit drei echten Charakteren die kurvigen Landstraßen der Ardennen erkundet. Angetreten sind ein 1989er BMW 750i, ein 2000er Jaguar Daimler V8 und ein 1990er Mercedes 560 SEL.

Wir haben uns für eine Tour in die Ardennen entschieden, weil diese Region in Südbelgien und Luxemburg von der Heimat Mönchengladbach aus in weniger als zwei Stunden einerseits gut erreichbar ist, andererseits aber eine völlig andere, reizvolle Kulisse bietet. Im Osten und Süden ein raues Bergland, flachen die Ardennen nach Westen und Norden hin sanft ab. Wer sich ebenfalls für eine Tour in die Ardennen interessiert, findet hier unsere Etappen im einzelnen.

Etappe 1: Auf in die Ardennen
Vom Startpunkt Mönchengladbach aus ging es zunächst über Autobahn in die Ardennen: Bei Roermond sind wir auf die Autobahn A2 Richtung Süden aufgefahren, via Maastricht und hinter der belgischen Grenze durch Lüttich. Südlich von Lüttich haben wir die Autobahn E25 weiter verfolgt bis zur Ausfahrt Houffalize (ein nettes Örtchen, bereits mitten in den Ardennen). Nach 185 km Autobahn von Mönchengladbach über Maastricht und Lüttich warten ab Houffalize die abwechslungsreichen Landstraßen der Ardennen auf uns!

Wir haben uns in Houffalize nicht aufgehalten, sondern die Landstraße N30 über Tavigny nach Clervaux (bzw. Clerf) in Luxemburg eingeschlagen. Die 30 km von Houffalize bis Clervaux sind schöne, weitläufige Landstraßen, die oft schöne Panoramablicke ins Gebirge ermöglichen.
In Clervaux haben wir zur Mittagszeit Rast gemacht im Restaurant „Les Ecuries du Parc“, das etwas oberhalb vom Ortskern gelegen ist und eine gute Küche bietet.

Nach rund 210 km Wegstrecke kommt ein luxemburgisches Mittagessen jetzt genau richtig!

Etappe 2: Tiefer in die Ardennen nach La-Roche-en-Ardenne
Die zweite Etappe führt uns von Clervaux über kurvige, hügelige Landstraßen nach La-Roche-en-Ardenne. Die Landstraße N860 ist kurvenreich, führt durch tiefe Wälder und raue Felsengebirge der Ardennen und wird vergleichsweise selten von Ortschaften unterbrochen. Hier sind unsere Youngtimer in ihrer Wendigkeit und Agilität schon ziemlich gefordert!

Nach 55 km und rund 60 Minuten haben wir die Strecke zurückgelegt und sind in La-Roche-en-Ardenne angekommen. Es ist ein netter Ferienort im Tal der Ourthe in den belgischen Ardennen in landschaftlich reizvoller Umgebung.



Etappe 3: Auf nach Spa!
Die dritte Etappe führt uns von La-Roche-en-Ardenne über Landstraßen nach Spa. Die Strecke via Lierneux und Stavelot beträgt rund 60 km bzw. 79 Minuten. Anders als die vorherige Etappe sind die Landstraßen nun wieder etwas weniger kurvig und rau.


Übernachtung in Spa
Für die Übernachtung haben wir Spa ausgewählt, weil das Städtchen einerseits geographisch gut auf unsere Route passte, andererseits aber auch etwas zu bieten hat. Im lebendigen Ortskern rund um das historische Casino gibt es viele Restaurants, Bistros und Bars, in denen man es sich nach einem langen Tag gut gehen lassen kann. Gleichzeitig steht Spa dank seiner Formel 1-Rennstrecke im benachbarten Francorchamps wie keine andere Stadt in Belgien für das Thema Motorsport. Genau einen Monat vor unserer Tour, am letzten August-Wochenende, herrschte in Spa noch Ausnahmezustand, da hier das Formel 1-Rennen stattfand. Die Hauptteile der Rennstrecke waren bis Ende der 90er Jahre übrigens noch als Teil der Landstraßenverbindung von Francorchamps nach Malmedy an rennfreien Tagen befahrbar, das ist heute aber nicht mehr so. So haben wir auf unserer Tour aus Zeitgründen auf einen Abstecher an die Rennstrecke Francorchamps verzichtet; mit etwas mehr Zeit hätte man das dortige Museum besuchen können.

Für die Übernachtung haben wir das Hotel La Villa des Fleurs ausgesucht. Das Haus liegt zentral mitten im Ortskern in einem historischen Gebäude und bietet vor allem auch gut geschützt Parkmöglichkeiten im Hinterhof des Hotels.



Ein Zwischen-Resümee zu unseren drei Charakteren
Beim gemütlichen Abendessen in Spa steht natürlich ein erstes Resümee zu unseren drei Auto-Charakteren an. Alle drei haben sich hervorragend bewährt und viel Freude auf unserer Route bereitet. Beim direkten Umstieg zwischen den Fahrzeugen haben sich aber nichtsdestotrotz deutlich spürbare Unterschiede offenbart, die den Reiz dieses Trios ausmachen.

Der BMW beeindruckt in diesem Trio vor allem mit seinem agilen V12, der unmittelbar am Gas hängt und unglaublich spontan anspricht. Seine Leistungscharakteristik ist beeindruckend, mit kräftigem Antritt aus dem Drehzahlkeller und drehfreudig bis in hohe Drehzahlregionen.
Der Jaguar braucht mit seinem Vierventil-V8 mehr Drehzahl als die anderen, um vergleichbare Fahrleistungen zu entfalten. Sein Fahrwerk hat sich auf den Landstraßen im Vergleich als agil und kurvenfreudig bewiesen.
Der Mercedes hat mit seinem großen 5,6 Liter-V8 den stärksten Antritt bei niedrigen Drehzahlen und das charakteristischste Motorgeräusch von allen. Das Kurvenräubern liegt seinem Fahrwerk weniger, man bewegt ihn automatisch gemütlicher durch die Kurven als die anderen beiden.
Allen ist gemeinsam, dass sich mit ihnen sehr entspannt große Entfernungen zurücklegen lassen. Am Ende ist es genau das, wozu diese Autos entwickelt wurden: Jeder von ihnen wollte die technisch beste Lösung bieten, um ausgiebige Strecken so entspannt wie möglich zurücklegen zu können.
Alle drei verfolgen ein ähnliches Ziel, bieten aber ganz unterschiedliche Konzepte. Das macht vielleicht den größten Reiz der Youngtimer aus – die Unterschiede waren deutlich größer als heute!
Etappe 4: Von Spa aus Richtung Norden
Unsere vierte Etappe führt uns von Spa aus über Landstraßen via Limbourg Richtung Norden. In Limbourg selbst bietet sich der historische Ortskern für einen Spaziergang an, was wir aus Zeitgründen aber nicht wahrgenommen haben. Anstelle dessen haben wir nahe des belgischen Ortes Welkenraedt einen Stopp mit großer historischer Bedeutung eingelegt.

Wir haben den an unserer Route gelegenen amerikanischen Soldatenfriedhof Henri-Chapelle American Cemetery and Memorial besucht. Wenn man hier parkt, das Gelände betritt und auf die Grabstätten von 7.992 amerikanischen Soldaten blickt, ändert sich die Stimmung schlagartig. Für einen Moment drehen sich die Gedanken um das unsagbare Leid, das Kriege unweigerlich anrichten, und um die Einzelschicksale der vielen Tausend amerikanischen Soldaten, die fernab der Heimat im Kampf für die Freiheit gefallen sind…


Abschluss der Tour am Dreiländereck bei Aachen
Nach rund 45 km Landstraße von Spa sind wir am letzten Stopp unserer Tour, dem Dreiländereck zwischen Vaals (NL) und Aachen (DE). Dies ist mit 323m übrigens der höchste Punkt der Niederlande. Wir haben hier darauf verzichtet, den eindrucksvollen Wilhelminaturm mit seinem Skywalk zu besteigen, sondern noch etwas über unsere Tour philosophiert.


Alle drei Fahrzeuge haben sich mit ihren unterschiedlichen Charakteren auf den Landstraßen der Ardennen hervorragend bewährt und viel Freude bereitet. Besonders interessant war es, beim Fahrerwechsel der Fahrzeuge immer wieder die Unterschiede zwischen den Dreien so plastisch erleben zu können…

Videoimpressionen zum Abschluss
Neben vielen Fotos sind auf unserer Tour auch einige Videos entstanden, die ich in diesem Clip zusammengeschnitten habe:
Vielleicht konnte ich mit diesem Reisebericht ein wenig Lust machen, auch selbst mit dem Youngtimer in die Ardennen aufzubrechen. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, oder könnt ganz andere Reiseziele für die Tour mit dem Youngtimer empfehlen? Dann freue ich mich über Kommentare unter diesem Beitrag! So oder so, viel Spaß auf Eurer nächsten Tour!