Die Vorstellung schöner X308-Exemplare ist für mich bei jedem Modell etwas besonderes: Immer finden sich Besonderheiten, die einen Liebhaber ins Schwärmen bringen können. Bei diesem Jaguar XJ8 4.0 Sovereign kommt zu den Fahrzeugeigenschaften aber noch eine besondere, emotionale Komponente hinzu: Das Fahrzeug befindet sich seit Tag 1 im Besitz der Familie, und gehört für unseren Leser (der namentlich lieber ungenannt bleibt) zu den wesentlichen Hinterlassenschaften seines verstorbenen Vaters.
Ich habe den XJ8 im Jahr 2010 von meinem verstorbenen Vater geerbt – der emotionale Wert des Fahrzeugs ist für mich nicht zu beziffern!
Statement unseres Lesers im Dialog über seinen X308
Bei diesem schönen Jaguar handelt es sich um einen XJ8 4.0 Sovereign mit Baujahr 1999 in der schönen, wenngleich eher seltenen Farbe „Platinum Silber Metallic“.
Aber lassen wir unseren Leser doch selbst zu Wort kommen:
Die Herstellung unseres XJ8 Sovereign kann anhand der Unterlagen auf den 10. November 1999 datiert werden. Der Wagen fand damals seinen Weg zu meinem Vater über den im badischen Pforzheim ansässigen Jaguar-Spezialisten Roger Schweickert; er nimmt nach wie vor exklusiv Wartung und Reparaturen des in Familienbesitz befindlichen XJ8 vor.
Unser „Jag“ wurde bis 2010 als Alltagsfahrzeug genutzt, seine Laufleistung beträgt aktuell 105.000 Kilometer. Die Außenspiegel und Türgriffe sind in Wagenfarbe „Platinum Silber Metallic“ lackiert. Kein British Racing Green und kein klassisches Dunkelblau, jedoch trotzdem eine Farbe, die dem Jaguar außerordentlich gut steht, wie ich finde. Alle Außenexponate wie Kühlergrill, Regenrinnen, Front- und Heckscheibenrahmen, die Leiste des Kofferraumdeckels sowie die Fensterrahmen wurden verchromt. Letzteres ist ein Unterschied des Sovereign zur Standard-Ausführung, dessen Fensterrahmen mattschwarz blieben. Auch das dezent am Heck des Fahrzeugs angebrachte Emblem „Sovereign“ weist den Jag als Vertreter der gehobenen Ausstattungslinie aus.
Die Lederausstattung des Jaguars umfasst die schöne Sonderausstattung „Contrast Piping“, also farbig abgesetzte Polsterkedern (Mehrpreis seinerzeit 1.430 DM), in Verbindung mit wunderschön gemaserten Walnusswurzelholz-Paneelen. Der Sovereign verfügt neben der erwähnten Leder- und Wurzelholzausstattung über eine Klimaautomatik, elektrische Sitzverstellung vorne, Memory-Funktion der Vordersitze, Sitzheizung, Traktions- und Stabilitätskontrolle, Tempomat und ein Armaturenbrett in Kontrastfarbe. Weiterhin ist im Kofferraum ein CD-Wechsler verbaut – der Mehrpreis des Sovereign-Paketes von gut 35.000 DM musste ja begründet sein.
Dieses Fahrzeug war der erste Jaguar meines Vaters, der bis dato ein begeisterter Fahrer von Autos bayerischer Provenienz war. Diesem Markenwechsel gingen intensive Probefahrten in Limousinen anderer Premium-Hersteller voraus – BMW Siebener, Mercedes S-Klasse, Audi A8 und Lexus LS400. Technisch zu diesem Zeitpunkt zwar nahezu perfekt, konnte das sich immer mehr gleichende Design der genannten Fahrzeuge und deren Wuchtigkeit keine richtige Begeisterung mehr wecken.
Anfangs war der Jaguar definitiv nicht erste Wahl meines Vaters, waren doch die Vorurteile in Bezug auf Zuverlässigkeit und Reparaturanfälligkeit aus der Prä-Ford-Ära zu präsent („Man braucht als Jaguar-Besitzer immer zwei Exemplare – eins zum Fahren und eins für die Werkstatt“). Ein sehr kompetentes Autohaus-Team und die erste Probefahrt führten jedoch dann sehr schnell zur Kaufentscheidung zu Gunsten der britischen Katze.
Mein Vater, wie eingangs erwähnt zuvor eher agile Fahrzeuge von BMW gewohnt, musste sich an gewisse Eigenheiten des XJ gewöhnen: Die Kurven mussten nun zum Beispiel etwas langsamer angefahren werden. Nichts destotrotz wusste der Jaguar zu begeistern – Design, Flair und britisches Lebensgefühl ließen unsere Familie fortan nicht mehr los. Ein Auto mit „Seele“, dem deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde als den Fahrzeugen zuvor. Bei einem Südfrankreich-Urlaub beispielsweise wurde vor Ort spontan ein Mietwagen beschafft, um den Jaguar zu schonen – zu groß war die Sorge, dass das Gefährt aufgrund der dortigen doch sehr ursprünglichen Straßenverhältnisse hätte Schaden nehmen können.
Der Jaguar dankt diese pflegliche Behandlung mit außerordentlicher Zuverlässigkeit – im Stich gelassen hat er uns nie. Gewissen Eigenheiten muss(te) man jedoch Rechnung tragen. So verhält sich das Fahrzeug beim Besuch in der Waschstraße zickig und quittiert die maschinelle Außenreinigung gelegentlich mit der Weigerung, den Motor zu starten. Daher musste der XJ in der Anfangszeit mit vereinten Kräften aus der Waschstraße geschoben werden. Nach einer Wartezeit von einigen Minuten war das Problem in der Regel verschwunden – das Aggregat versah danach wieder klaglos seinen Dienst. Abhilfe schafft(e) das Laufenlassen des Motors beim Waschstraßenbesuch oder die Handwäsche.
Der XJ ist bis dato unfallfrei. Da der Wagen jedoch bis 2008 im schneesicheren Nordschwarzwald täglich benutzt wurde, forderte die Streusalz-Exposition ihren Tribut. Im Jahre 2011 musste der rechte Schweller entrostet und beilackiert werden. Außerdem musste eine Durchrostung am linken Querträger durch Heraustrennen des Teils mit anschließendem Einschweißen eines neuen Blechs beseitigt werden. In diesem Zuge wurden auch die Hohlräume mit einer Versiegelung versehen.
Im Jahre 2018 wurden dann die undichte Wasserpumpe und die Verteilerbrücke samt Wasserschlauch erneuert – ein X308-typischer Mangel. Wie an den Fotos vom Unterboden ersichtlich ist, besteht aufgrund des leichten Rosts mittelfristig Handlungsbedarf. Der Termin mit dem Autohaus ist bereits vereinbart – im Mai 2020 erhält der Wagen einen Unterbodenschutz, die Katze ist dann wieder perfekt.
Ich habe den Jaguar nach dem Tode meines Vaters übernommen und halte diesen weiterhin im Sinne meines Vaters in Ehren. Der Arbeits- und Kostenaufwand für die Instandhaltung des Fahrzeugs spiegelt sich hierbei nicht im pekuniären Wert des Fahrzeugs wieder. Da der emotionale Wert dieses Jaguars für mich nicht zu beziffern ist, treten anfallende Kosten und der Zeitaufwand komplett in den Hintergrund.