Rückblickend war ich selbst schuld daran, dass ich mit meinem SL auf dem Supermarkt-Parkplatz gestrandet bin. Aber der Reihe nach. Der vergangene Samstagvormittag war sonnig und ich hatte Zeit, mal ganz in Ruhe einkaufen zu gehen. Die perfekte Gelegenheit, nach drei Monaten endlich mal wieder den SL zu bewegen! Also habe ich den R129 aus der Garage geholt, das Dach geöffnet und wollte erstmal die Einkäufe erledigt wissen. 10 Minuten Fahrt zum Supermarkt, dann eine gute halbe Stunde im Laden. Danach sollte es natürlich weitergehen – der Motor lief aber nach dem Start leider äußerst unrund und drehte nur sehr unwillig und mit viel Gas überhaupt hoch.
Dieses Verhalten ist nicht untypisch für betagte Mercedes-Motoren mit Zündverteiler, ohne elektronische Zündanlagen also. Die Vermutung, die mich beschlich, sollte sich als zutreffend erweisen: Kondenswasser im Zündverteiler verhindert, dass der Zündfunken sauber ausgelöst wird. Da hilft im Moment des Problems nur eines: Das Fahrzeug für einige Stunden stehen lassen. So kann die Feuchtigkeit von den Kontaktflächen im Zündverteiler abtrocknen. Damit war meine Fahrt fürs erste beendet.
Ein paar Stunden war ich zurück am Supermarktparkplatz. Neue Startversuch und siehe da, der Motor lief wieder einwandfrei. Dieses Phänomen kannte ich bereits von meinem vorherigen Mercedes 500 SL mit dem M119-Antrieb. es ist leider typisch für diese Motorengeneration. Beim vorherigen 500er habe ich das Problem einfach umgangen: Den Motor immer richtig warmfahren, bevor man ihn wieder abstellt – damit ist das Problem nie mehr aufgetreten. Das ist auch in Hinsicht auf den Motor insgesamt ratsam.
Was genau ist das Problem?
Der Zündverteiler sitzt bei Mercedes vorne vor dem Motorblock (wie auf den Fotos gut zu sehen ist). Nach einem Kaltstart wird der ebenso kalte Zündverteiler von der Motorseite her erwärmt. Das Auto wird nun einem Zustand abgestellt, in dem der Motor bereits Wärme entwickelt hat, die Verteilerkappe vorne auf dem Zündverteiler aber noch nicht richtig heiß geworden ist.
Nun trifft die warme Luft von der Motorseite im Zündverteiler auf die noch kalte Oberfläche auf der Innenseite der Verteilerkappe. Da der Zündverteiler mit seinen Dichtungen bereits betagt ist, konnten geringe Mengen Feuchtigkeit in den Verteiler eindringen. Die Folge ist die Bildung von kleinen Kondenswassertropfen an einzelnen Kontaktflächen der Kappe, was wiederum die Entstehung der Zündfunken behindert. Lässt man das Fahrzeug für einige Stunden stehen, trocknen die Kontaktflächen ab und der Motor läuft wieder normal (zumindest habe ich das bei meinen R129 und auch denen von Freunden so erlebt).
Nichtsdestotrotz habe ich mich beim 300 SL-24 entschieden, den Zündverteiler jetzt komplett zu erneuern, was in der zurückliegenden Woche (zusammen mit Zündkerzenwechsel und einer großen Inspektion) direkt passiert ist. (Vielen Dank an Automobiltechnik Hartsen für die schnelle Hilfe!)
Der Blick in die geöffnete, alte Verteilerkappe offenbart übrigens auch zwei Tage nach dem Vorfall noch Feuchtigkeitsreste. Es war also sinnvoll, den Zündverteiler zu erneuern. Wir haben darauf geachtet, nicht nur die Verteilerkappe mit den darin liegenden Kontaktfächen zu erneuern, sondern den gesamten Zündverteiler. Das beinhaltet den im Verteiler rotierenden Verteilerläufer, die Staubschutzkappe und den Dichtungsring zwischen Verteilerkappe und Staubschutzring. Diese Gummidichtung war im Laufe der Jahre porös geworden und hat damit das Eindringen von Feuchtigkeit in den Zündverteiler ermöglicht.
Glücklicherweise ist der gesamte Zündverteiler als Originalteil von Bosch noch problemlos zu bekommen. Mit ca. 350 Euro ist man für den M104-Motor dabei.
Es ist wie immer schön, wenn das Auto mit neuem Zündverteiler und neuen Zündkerzen wieder wunderbar läuft. Natürlich werde ich trotz neuem Zündverteiler wieder verstärkt darauf achten, den Motor nach einem Kaltstart vernünftig warmzufahren. Das ist in vielerlei Hinsicht ratsam!
Ein Blick auf den Zündverteiler im Jaguar XJ12 Serie III
Wie es der Zufall so wollte, stand in der Werkstatt gerade ein XJ12 der Serie III. Wir kamen auf den Zündverteiler dieses Motors zu sprechen, der mich in mehrfacher Hinsicht beeindruckt hat.
Der XJ12 hat nämlich nicht zwei Zündverteiler wie die späteren Zwölfzylinder von BMW und Mercedes (die ja auch konstruktiv aus zwei Sechszylindern zusammengesetzt wurden). Im XJ12 der Serie III werden alle 12 Zündkerzen von einem dementsprechend großen Zündverteiler angesteuert.
Die für mich durchaus beeindruckenden Abmaße dieses Zündverteilers kann man bei geöffneter Motorhaube gut erkennen: Der Zündverteiler mit den zwölf Zündkabeln sitzt recht mittig im V des Motors, wie man unter dem roten Pfeil des Fotos erkennen kann.
Der Zündverteiler ist nicht nur groß, er hat auch noch eine technische Besonderheit (die mutmaßlich einzigartig ist), die im Laufe der Jahre eingeführt wurde. Spätere Versionen des Zündverteilers haben nämlich zwei Röhrchen für eine aktive Luftzu- und -abfuhr. Die Luftzufuhr kommt vom Benzinfilter und führt in den Zündverteiler. Die Abluft wurde dann der Luftansaugung beigesteuert.
Wozu das ganze? Mit der zunehmenden Leistungssteigerung wurde der Zündverteiler im Jaguar-V12 so heiß, dass das Bakelit-Gehäuse durch die Ausdehnung der Luft im inneren platzen konnte. Die Durchlüftung ist also primär eine Kühlung des Inneren. Ein netter Nebeneffekt: Damit konnte die Bildung von Kondenswasser ebenso effektiv verhindert werden.
Eine interessante Lösung der englischen Ingenieure!
Die Kappe hat auch eine Dichtung, diese wird steinhart, und dadurch kommt gerne Feuchtigkeit rein.
Dichtung befindet sich an dieser „Scheibe“, auf der der Verteilerfinger montiert ist.
Bei meinem M103 war die steinhart. Kostet ein paar Euro.
Teilenummer evtl. 0149975848, bin aber nicht ganz sicher.
Hallo , ihr müsst den Simmerring von der Welle erneuern, das Kondenswasser ist leicht fettig und ist Kondenswasser das beim Warmfahren des Motors verdampft und durchdiesen harten und alten Wellendichtring aus dem Motor in den Verteiler gedrückt wird. Wo soll den sonst bei neuem O-ring diese Feuchtigkeit von aussen nach innen kommen?