September 1997: Bei Mercedes hat die mächtige S-Klasse der Baureihe W140 bereits die zweite Modellpflege erhalten, BMW verkauft mit dem Siebener des Modells E38 eine topmoderne Luxuslimousine, und Audi ist mit dem innovativen A8 am Markt vertreten. Der Jaguar X300 hingegen ist insbesondere mit Interieur und Motoren, die noch auf dem XJ40 basieren, technisch in die Jahre gekommen.
Da präsentiert Jaguar den neuen XJ8, der gegenüber dem bisherigen X300 eine erhebliche Modernisierung darstellt. Motoren, Getriebe, Interieur – alles neu (beziehungsweise technologisch aus dem ein Jahr zuvor präsentierten XK8 bekannt)!
Insbesondere der neue Antrieb weiß die Tester von auto motor und sport zu begeistern: „Zweifellos ist dieser V8 das Beste, was dem XJ widerfahren konnte. Leicht, kompakt und mit allen Wassern gewaschen, beseelt er den Jaguar mit geschmeidiger Kraft, die selbst den V12 vergessen lässt. Willig bewegt er sich in Drehzahlhöhen, die frühere Jaguar-Motoren allenfalls unter Protest erklommen hätten. Aber auch unten herum wirkt er vital, wobei ihm die perfekt abgestimmte und mit relativ wenig Wandlerschlupf operierende Fünfgangautomatik von ZF ebenso spontan wie unauffällig zur Seite steht. (…) Unterdessen bewegen sich die Fahrleistungen auf dem Niveau eines BMW 740i, was Respekt verdient und zugleich verwundert. Schließlich kann der BMW V8 nicht nur mehr Hubraum vorweisen (4,4 Liter), sondern auch ein klares Plus an Drehmoment (420 Nm statt 375 Nm). Des Rätsels Lösung verrät die Testwaage: Im Vergleich zum 1975 kg schweren BMW ist der Jaguar mit 1770 kg ein Leichtgewicht.“
Noch mehr beeindruckt die Tester das neue Fahrwerk des XJ8. Es offenbart Fahreigenschaften, die man von einem Jaguar XJ bis dato nicht kannte:
Aber es kommt noch besser: Nicht die motorischen Belange sind das Stärkste am Jaguar, die eigentliche Überraschung liefert das Fahrwerk. Denn der neue XJ beschleunigt nicht nur wie ein BMW, er liegt auch wie ein BMW. Und das hätte man ihm angesichts der durchwachsenen Fahreigenschaften des Vormodells am wenigsten zugetraut.
auto motor und sport, Heft 20 / 1997, Seite 25
„Spurtreu folgt er dem gewünschten Kurs,“ so die Tester, „und diese Neutralität des Eigenlenkverhaltens reißt auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht ab. In engen Kurven lässt sich spaßeshalber auch schon mal das Heck nach außen treiben, wobei die dezent einsetzende Antriebsschlupfregelung größere Ausrutscher zuverlässig verhindert.“
Das neue Interieur kommt gut an, zeigt aber auch Schwächen: „Drinnen empfängt den Fahrgast das markentypische Ambiente – luxuriös, aber nicht protzig und nun mit zeitgemäßem Flair. Das neue Armaturenbrett erinnert an den XK8. (…) Noch nie war ein Jaguar so einwandfrei verarbeitet wie heute – ein Trend, der sich mit dem neuen XJ8 offenbar fortsetzt. Abgesehen von einigen billig wirkenden Plastikteilen und dem nicht besonders hochwertigen Leder gab es beim Testwagen keinerlei Beanstandungen.“
Im Detail fielen den Tester von auto motor und sport noch die folgenden Stärken und Schwächen auf, die man aus heutiger Sicht allesamt unter „typisch Jaguar eben“ subsumieren könnte:
Deutliche Kritik wird allerdings an den technologischen Funktionen laut, die der Jaguar nicht hat, die aber im Wettbewerb damals beinahe schon zum Standard gehörten. Kein Navigationsgerät, kein ESP, keine Einparkhilfe, kein Regensensor, … (Anmerkungen: Diese Punkte wurden mit der Modellpflege 1999/2000 dann nachgeholt, aber ohne Frage bleibt ein gewisser technischer Rückstand gegenüber BMW, Mercedes oder Audi.)
Zu einem kompletten Test in der auto motor und sport gehört natürlich auch das Datenblatt mit etlichen Messwerten:
Der neue V8-Motor macht die XJ-Limousine schneller, sparsamer und kultivierter und findet in der Fünfgangautomatik eine ideale Ergänzung. Lobenswert auch das Fahrverhalten und der Gesamtkomfort. Kritik verdienen vor allem die Sitze und die relativ schwachen Bremsen.
auto motor und sport, Heft 20 / 1997, Seite 26
Fazit: Ein toller Einstand also für den Jaguar XJ8, den Testern von auto motor und sport ist ihre Begeisterung für das Auto deutlich anzumerken. Insbesondere bei Motor und Fahrwerk offenbart der X308 einen großen Fortschritt gegenüber dem bisherigen X300 und wird als ebenbürtig zum „Benchmark“ der Klasse, dem BMW 740i, angesehen. Nachholbedarf im Vergleich zu S-Klasse und 7er verbleibt bei Techniktrends, Platzangebot und Bremsen.