In den vergangenen Tagen fiel mir der auto motor sport-Jahrgang aus meinem Geburtsjahr 1978 in die Hände. Das Editorial in Heft 3 / 1978 zeigt deutlich, in welcher Misere Jaguar damals steckte…
Was war im Kern passiert? Sir William Lyons hatte sein Unternehmen Jaguar bereits 1966 mit der British Motor Coporation fusioniert, aus der kurze Zeit später die British Leyland Motor Corporation wurde. Die Idee war plausibel: Das langfristige Überleben sichern, indem man die wesentlichen britischen Hersteller und Zulieferer in einem Konzern bündelt. Leider ging die Rechnung nicht auf – Zitat Wikipedia: „Mitte der 1970er Jahre ging British Leyland wegen zurückgehender Absatzzahlen das Kapital aus und sie wurde unter staatliche Kontrolle gestellt. Schlechte Verarbeitung, Missmanagement und ein sehr belastetes Verhältnis zu den Gewerkschaften waren Grund für die stark rückläufigen Absatzzahlen.“
Im auto motor und sport-Editorial von Heft 3/1978 wird die Situation mit deutlichen Worten kommentiert:
Ein düsteres Kapitel in der Unternehmensgeschichte, das hier festgehalten wurde. Es gab aber auch Hoffnung: Im selben Heft wurden die Ergebnisse der Leserwahl „Die besten Autos 1978“ veröffentlicht. Die beste ausländische Limousine über 3 Liter? Der Jaguar XJ 5.3 natürlich 🙂
Wie ging es weiter? 1980 übernahm Sir John Egan die Leitung von Jaguar und investierte massiv und Produktionstechnik und Qualität. Dies war die Basis dafür, dass Jaguar – anders als zum Beispiel Austin und Rover – kurze Zeit später, im Jahr 1984, mittels einer Aktienemission von British Leyland abgetrennt und wieder eigenständig werden konnte. Bekanntermaßen wurde Jaguar Ende 1989 von der Ford Motor Company übernommen und von Ford 1998 in die Premier Automotive Group (PAG) überführt. Im Jahr 2007 wurde Jaguar dann von Ford an die Tata Motor Company verkauft, die massiv in die Entwicklung neuer Produkte investierte und zu der Jaguar bis heute gehört.
Rückblickend kann man sagen, dass der Fortbestand von Jaguar als Automobilhersteller vor gut 40 Jahren wirklich auf der Kippe stand. Man hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, sich aus dem verstaatlichten Unternehmen British Leyland herauszulösen. Wäre das nicht gelungen, dürfte es wohl auch nie eine X308-Modellreihe gegeben haben.
Und was ist aus den anderen Unternehmen dieses Verbunds geworden? Austin, MG, Morris, Wolseley – sie alle gehören heute zum chinesischen SAIC-Konzern (ehem. Shanghai Automotive Industry Corporation) und leben nur noch als Marken, nicht mehr als Automobilhersteller, weiter…