Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist. Meine Youngtimer stehen durchaus mal für etliche Wochen unbewegt in der Garage, weil der Kalender mal wieder zu wenig Raum für spontane Touren ließ. (Bei mir kommt deutlich erschwerend hinzu, dass meine beiden Tiefgaragenplätze unglaubliche 6 Kilometer von unserem Haus entfernt sind.) Ende vergangener Woche stand aber endlich mal wieder eine ausgiebige Youngtimer-Tour mit Übernachtung im Kalender! Neben der eigentlichen Ausfahrt ist das für mich immer auch eine willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag.
Drei Luxus-Youngtimer treten an
Dieses Mal starten wir mit einem Trio unter dem Motto „Luxus-Limousinen“ der 90er Jahre. Es treten an:
- Audi V8 3,6 der Baureihe D11 aus dem Jahr 1989
- Mercedes S600 L der Baureihe W140 aus dem Jahr 1994
- Mein Jaguar Daimler V8 LWB der Baureihe X308 aus dem Jahr 2000
Die drei sind zugegebenermaßen nicht ganz zeitsynchron: Sie hätten sich bestenfalls 1994 so gerade noch im Neuwagenverkauf begegnen können. Der Audi V8 wurde von 1988 bis zum Frühjahr 1994 produziert, der Jaguar (als X300) ab Herbst 1994. Rein optisch repräsentieren sie sehr schön das breite Limousinen-Spektrum der 90er Jahre.
Werfen wir mal einen Blick darauf, mit welchen Eindrücken sich die drei in der Eifel-Tour geschlagen haben. Anschließend gehe ich auch auf unsere Route ein, falls jemand eine vergleichbare Tour plant.
Der Audi V8 3,6 aus dem Jahr 1989
Dieser schöne Audi V8 3,6 wurde auf dieser Seite bereits in diesem Beitrag vorgestellt. Er steht mit seiner Lackierung in indigo-perleffekt und Innenausstattung in blauem Kodiak-Leder sehr ansehnlich da. Bei der Fahrt durch die kurvigen Landstraßen war der Audi für mich eine positive Überraschung: Der Motor hängt mit der 4-Gang-Automatik gut am Gas und spricht schnell an. In Verbindung mit seiner vergleichsweise kompakten Karosserie kommt so bei zügiger Kurvenfahrt richtig Freude auf 🙂
Der Innenraum des Audi trägt zugegebenermaßen noch in vielen Details den Charme des damaligen VAG-Konzerns. Das zeigt sich beispielsweise in der Ausführung etlicher Schalter, aber auch in einer etwas geringeren Solidität als beim Jaguar und Mercedes. Insgesamt ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil, der Audi verkörpert eben auch seinen eigenen Stil. Besonders mag ich ja sein wunderschön gezeichnetes, Audi-typisches Kombiinstrument mit sage und schreibe sieben Rundinstrumenten.
Ein nettes Detail: Das Auto Check System im Kombiinstrument des Audis; das war in den 1980er Jahren durchaus High Tech!
Ich war insgesamt überrascht, dass der Audi V8 so viel Fahrspaß auf den Eifel-Landstraßen vermittelt hat. Wenn das jetzt noch ein 4,2-Liter mit dem (seltenen) 6-Gang-Schaltgetriebe gewesen wäre, gar nicht auszudenken… 😉
Der Hubraum von 3,6 Litern ergibt sich übrigens aus der Tatsache, dass Audi bei der Entwicklung dieses Motors zwei Motorblöcke aus dem damaligen VW Golf GTI 16V verheiratet hatte, der über 1,8 Liter Hubraum verfügte. Und zwei Mal 1,8 ergibt eben 3,6. Mit 250 PS ist er standesgemäß motorisiert, fällt aber im Vergleich zur damaligen Konkurrenz mit 4-Liter-V8-Antrieben leicht zurück. Er braucht Drehzahl, um seine Kraft zu entwickeln – das maximale Drehmoment von 340 Nm liegt erst bei 4000/min an.
Jaguar Daimler V8 aus dem Jahr 2000
Der Jaguar X308 mit dem 4-Liter-V8 dürfte den meisten Lesern meines Blogs gut bekannt sein. Er hat sich auf den kurvigen Straßen ebenfalls sehr gut behauptet, dank direkter Lenkung, tiefem Schwerpunkt und kompakter Karosserie. Positiv dürfte sich hier auch auswirken, dass ich in der jüngeren Vergangenheit der Reihe nach alle Fahrwerksgummis durcherneuert habe. Ein Maßnahme, die ich allen fahraktiven X308-Besitzern sehr ans Herz legen kann…
Auch der V8 im Jaguar hat sich einmal mehr gut bewährt. Leistungsmäßig stellt er in diesem Trio das Mittelfeld dar, braucht aber ähnlich wie der Audi Drehzahl, wenn er kraftvoll beschleunigen soll.
Auf dieser Tour habe ich übrigens erstmalig die Picknick Tables im Fond des Daimler praktisch genutzt. Dank der Kühlbox, die ich im Fußraum vor dem rechten Rücksitz platziert hatte, konnten wir bei der Pause am Brünnchen stilsicher einen gut gekühlten Mosel-Riesling genießen!
Leider war der Jaguar aber auch derjenige, der die Tour kurzzeitig mit einer roten Warnleuchte im Kombiinstrument unterbrechen musste!
Beim Halt an einer Tankstelle stellte sich aber schnell heraus, dass lediglich wenige Hundert Milliliter Kühlflüssigkeit fehlten. Die habe ich an der Tankstelle gekauft, nachgefüllt und schon ging es weiter…
Der Mercedes S600 L aus dem Jahr 1994
Der Mercedes S600 ist die mit Abstand größte Limousine im Trio. Diese recht offensichtliche Feststellung betrifft übrigens gar nicht mal nur die Länge, sondern vor allem auch Breite und Höhe. Der Mercedes ist beeindruckende 15 cm höher als der Jaguar! Das ist eine Höhendifferenz von mehr als 10%, und das sieht man sofort.
Bei unserer Ausfahrt war er vor allem auf der Autobahn in seinem Metier. Die Ruhe im Innenraum, das Platzangebot und die Kraft des V12 sind für lange Strecken mit hohen Geschwindigkeiten unschlagbar.
Auf kurvenreichen Landstraßen hatte es der S600 jedoch nicht leicht, den Anschluss an die anderen beiden im Trio zu halten. Der W140 fühlt sich deutlich weniger wohl, wenn es schnell um enge Kurven gehen soll.
Besonders reizvoll ist beim S600 die Kraftentfaltung schon bei niedrigen Drehzahlen. Während man bei zügiger Fahrt bei den anderen beiden des Öfteren höhere Drehzahlen bemühen muss, ist das im S600 schlichtweg unnötig. Er schiebt einfach mühelos aus dem Drehzahlkeller an 😊
Unsere Eifel-Route
Start- und Endpunkt unserer Route war Mönchengladbach. Die Tour selbst habe ich so geplant, dass wir am Donnerstag vier Etappen hatten, um dann am Nachmittag in Bad Münstereifel anzukommen. Dort haben wir übernachtet und am Freitagvormittag nach dem Frühstück die Heimfahrt angetreten.
Unsere vier Etappenziele waren:
- Der Parkplatz Zur Schönen Aussichtin Nideggen am Rursee (wobei die schöne Aussicht so von der Natur zugewachsen ist, dass man davon nicht mehr viel hat, lohnt sich also nicht wirklich)
- Der historische Ortskern des Örtchens Kronenburg
- Der bekannte Nürburgring-Parkplatz „Am Brünnchen“
- Die Altstadt von Bad Münstereifel (zugleich auch unser Übernachtungsziel)
Die Etappenziele habe ich so gewählt, dass die Fahrtdauer einer Etappe jeweils rund eine Stunde beträgt. Damit bot die Tour auch ausreichend Gelegenheit, die Autos untereinander auszutauschen.
Da wir wie erwähnt von der schönen Aussicht nicht viel hatten, ging es von dort recht schnell weiter in das malerische Burgdorf Kronenburg, das bereits 1277 urkundlich erwähnt wurde. Es gibt am Rande des Ortskerns einen großen Parkplatz. Mit dem Auto darf der historische Ortskern nur durch Anwohner und durch Gäste der Villa Kronenburg befahren werden. Wir gehörten in die letztere Kategorie, da wir dort einen Tisch zum Mittagessen reserviert hatten.
In der Villa Kronenburg ist Mittags die Creperie geöffnet, in der sich gut Flammkuchen, Salate, Crêpes, Kuchen und dergleichen essen lassen.
Nach dem Imbiss im historischen Ambiente der Burgvilla ging es weiter in Richtung Nürburgring. Man merkt, dass man sich der berühmten Rennstrecke nähert, wenn die Dichte an Porsche-Modellen aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern auf der Landstraße zunimmt. Wir hatten Pause auf dem recht gut bekannten Parkplatz am Brünnchen eingelegt. Von hier aus sind drei Kurven sehr gut einsehbar und bei gutem Wetter trifft man hier als Autofan auf eine Menge Gleichgesinnter, wie das nachfolgende Foto beweist.
Nach einer Pause mit Weißwein und etwas Fachsimpelei am Brünnchen ging es weiter nach Bad Münstereifel. Auch dieser Ort, dessen Altstadt direkt an der Erft liegt, war vom Hochwasser im Sommer 2021 stark getroffen. Man kann noch heute viele Spuren sehen, aber vor allem ist beeindruckend, wie gut die Altstadt wieder hergestellt wurde.
Eine Besonderheit der Stadt Bad Münstereifel besteht darin, dass die Altstadt ein sog. City-Outlet ist. Das ist im Grunde ein Shopping Outlet, für das aber kein neuer Gebäudekomplex entstanden ist, sondern dass – aus unserer Sicht sehr stilvoll – mitten in die Altstadt integriert wurde.
Durchaus eine Empfehlung wert war auch das Boutique-Hotel Marielle mitten in der Altstadt von Bad Münstereifel: Ein liebevoll geführtes Haus mit der Möglichkeit, alle unsere Autos im Innenhof zu parken und außerdem auch mit einem wirklich guten Frühstücksbuffet!
Mein Fazit nach unserer Tour
Der Bordcomputer im Jaguar gibt das Fazit zur Tour wie folgt aus:
- Gesamtstrecke von 357,5 Kilometern
- Durchschnittsverbrauch von 11,6 L/100 km im Jaguar
- Durchschnittsgeschwindigkeit von 62 km/h
Eine schöne Tour, die sich gut an einem Tag (inkl. Übernachtung) machen ließ. Zu guter Letzt gibt es hier noch einen kurzen Videoschnitt von unserer Tour:
Welche Ziele habt Ihr denn auf der letzten größeren Ausfahrt mit dem Youngtimer angesteuert?
Sehr schöne Tour! Schließe ich mich gerne mal an.
Die Schrecksekunde mit dem Kühlmittel hatte ich auch schon. Mein extrem fachkundiger XJ- Enthusiast klärte mich dann auf, dass der Kühlmittelbehälter dieser Baureihe so konzipiert ist, dass er eine sehr geringe Toleranz aufweist und dem Fahrer bereits bei kleinsten Verlusten das Herz in die Hose rutschen lässt.