Dieser BMW 750i gehört meinem Freund Henning und ist ohne Frage ein besonders gut erhaltenes und restauriertes Modell der Baureihe E32. Ich gebe das Wort für die Vorstellung dieses wirklich sehr schönen 750i hiermit gerne ab an seinen Besitzer:
Im Jahr 1988 war ich zwölf Jahre alt. Ich erinnere mich noch gut, wie mein Vater sich entschieden hatte, unser Familienauto – eine von mir heiß und innig geliebte Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe W126 – gegen den damals neu erschienen BMW Siebener der Baureihe E32 zu tauschen. Der BMW war moderner, technologisch deutlich weiter, leistungsstärker; aber ich war eben „S-Klasse-Fan“.
Zu meiner eigenen Überraschung dauerte es nach dem Umstieg meines Vaters aber nicht lange, bis auch ich zum Fan der Baureihe E32 wurde. Diese Begeisterung hält bis heute an, weswegen ich meine kleine Youngtimer-Sammlung vor rund zwei Jahren um diesen BMW 750i erweitert habe:
Ich wollte in meiner kleinen Youngtimer-Sammlung immer eine Limousine mit V12-Motor haben. Zunächst dachte ich daran, einen Mercedes 600 SEL (W140) zu kaufen, bin aber vor der Komplexität des Motors und den daraus u.U. resultierenden Unterhaltskosten zurückgeschreckt. Ich erinnerte mich dann an unser damaliger Familienauto und daran, wie sehr ich dieses Auto – unseren ersten BMW in der Familie – damals mochte. Der 750i der Baureihe E32 hat den Ruf, ein viel robusteres und zuverlässigeres Aggregat als der hochgezüchtete 6 Liter-V12 des Mercedes W140 gewesen zu sein. Deshalb entschied ich mich vor gut 3 Jahren dazu, einen solchen BMW zu kaufen. (Nebenbei, ich habe vor kurzem auch noch einen Mercedes S600 aus dem Jahr 1994 gekauft, aber das ist eine andere Geschichte.)
In meinen Augen war Sterling-Silber immer eine der schönsten Farben für den E32; diese Lackierung stand daher recht weit oben auf meiner Wunschliste. Nach einiger Zeit der Suche fand ich einen 750i bei einem kleinen Händler nicht allzu weit entfernt von meinem Wohnort. Ich war spontan fasziniert von der Farbkombination dieses Fahrzeug – und von den wenigen Sonderausstattungen, die der Erstkäufer seinem 750i damals ansonsten gegönnt hatte. Beim Topmodell ist auch das eine Seltenheit. Ich musste nicht lange überlegen und habe zugeschlagen.
Ein dicker Stapel beiliegender Rechnungen zeigte, dass der Vorbesitzer nicht davor zurückgeschreckt hatte, viel in dieses Auto zu investieren. Das war natürlich ein gutes Zeichen – dennoch kamen aber einige Investitionen auf mich zu… Aber dazu gleich mehr.
Was war die Vorgeschichte dieses BMW Siebeners?
Mein 750i wurde im Oktober 1989 in Karlsruhe seinem Erstbesitzer, einem Restaurantbesitzer, als Firmenfahrzeug übergeben. Er fuhr dieses Fahrzeug für rund 4 Jahre, bis er es mit einer Laufleistung von 122.000 km bei BMW Ungeheuer in Karlsruhe wieder in Zahlung gab. Der BMW stand dann ein ganzes Jahr beim BMW-Händler, bis er dort im November 1994 für einen Preis von 34.900 DM an seinen Zweitbesitzer verkauft wurde.
Der Zweitbesitzer fuhr den 750i dann für ganze 21 Jahre, bis zum Jahr 2015. In diesem Jahr verfehlte der BMW die Hauptuntersuchung aufgrund eines defekten Bremskraftverstärkers. Er wurde mit diesem Mangel und auch sonst in einem eher traurigen Zustand verkauft, für ganze 500 Euro.
Glücklicherweise war der neue Besitzer ein echter Liebhaber, der übrigens hauptberuflich bei BMW Classic arbeitet. Er reparierte die technischen Mängel für den TÜV, ließ wesentliche Teile des Fahrzeugs neu lackieren, setzte eine neue Windschutzscheibe ein, ließ das Lenkrad mit neuem Leder beziehen, und spendierte neue Original-BMW Kreuzspeichenfelgen. Er wollte das Fahrzeug ursprünglich dauerhaft in seiner Sammlung behalten, entschied sich dann aber aus privaten Gründen später doch für einen Verkauf.
Was gab es seit dem Kauf für mich zu tun?
Nach dem Kauf gab es aber doch noch einiges für mich zu tun, bis das Fahrzeug in dem Zustand dastand, wie ich mir das vorstellte. Rückblickend würde ich es sogar eine „rollende Restaurierung“ nennen. Zunächst ging es darum, den Ölverlust am Motor und an der hydraulischen Lenkung zu beseitigen. Dann ließ ich die gesamte Bremsanlage überholen. Außerdem brauchte der BMW ein neues Mittelstück in der Auspuffanlage. Als nächstes kaufte ich neue Reifen und investierte in neue Ventildeckeldichtungen.
Weil der Motor besonders im kalten Zustand noch etwas unrund lief, was mich störte, wurden 2019 dann die Schläuche und Ventile beider Kurbelgehäuseentlüftungen sowie die Verteilerkappen beider Zündkabelbäume ersetzt. Auch der Ölstandssensor musste ersetzt werden.
Im vergangenen Jahr habe ich dann in die Optik investiert: Es gab einen neuen Dachhimmel beim Sattler, und die Vordersitze wurden neu aufgepolstert. Außerdem ließ ich die Edelholzapplikationen professionell aufarbeiten und die linke Seite des Autos wurde ebenso professionell lackiert.
Nach diesen Maßnahmen steht mein BMW 750i heute für mich perfekt dar – mir sind keine Mängel mehr bekannt, weder technisch noch optisch, und ich genieße das Reisen in diesem Auto sehr. Es ist immer wieder überraschend, was für ein gutes und modernes Reiseauto das Auto bereits im Jahr 1989 war!
Im Rückblick kann ich übrigens die damalige Entscheidung meines Vaters im Jahr 1988 gut verstehen. Wenn ich den 750i mit meinem Mercedes 560 SEL (Baureihe W126) vergleiche, dann ist der BMW um Längen moderner und fahraktiver, ohne dabei weniger komfortabel zu sein.
Es ist auch heute noch beeindruckend, was für einen großen technischen Sprung BMW mit der Einführung des 750i (E32) im Jahr 1987 machen konnte – das Fahrzeug fühlt sich auf der Autobahn auch heute noch wie eine zeitgemäße Reiselimousine an!
Stand heute hat mein 750i bereits über 230.000 km gelaufen und steht optisch und technisch sehr gut da. Ich freue mich auf viele weitere Jahre und habe keinen Zweifel daran, dass er es wert war, gerettet zu werden!