Rund 2.700 klassische Fahrzeuge verteilt auf 10 Hallen, weniger als 100 Kilometer von zuhause entfernt – da kann man gut mal einen halben Tag investieren. So habe ich den Mittwochnachmittag in der Messe Essen bei der Techno Classica verbracht. Ein nettes Event – wenn auch in meinen Augen ohne große Besonderheiten – bei dem man gut mal vier bis fünf Stunden verbringen kann. Hier sind ein paar Schnappschüsse, die ich bei meinem Besuch gemacht habe.
Wer über den Eingang Ost kommt und den Besuch in Halle 8 startet, stößt auf viele nette Clubs und ihre Mitglieder. Dazu gehören vor allem auch der Stand des Jaguar-Forums mit diesen zwei Fahrzeugen…
…oder auch der 1. Deutsche SAAB Club oder der Police Car Owners of America Club. (Ich fand die Erkenntnis faszinierend, dass es in Deutschland einen Club von Sammlern amerikanischer Polizeifahrzeuge gibt!)
Von einem Händler ausgestellt wurde dieser teilzerlegte Jaguar XJ220, der gegenwärtig vom Jaguar Classic Center in Essen vollrestauriert wird.
Viele Jaguar gab es leider nicht auf dieser Messe. Das am häufigsten vertretene Modell dürfte ziemlich eindeutig der E-Type sein, dem man immer wieder begegnet. Einen XJ40, X300 oder X308 habe ich hingegen auf der ganzen Messe nicht finden können.
Sehr gut gefallen hat mir dieses XJ Coupé, zu kaufen bei Pastor Thieler Automobile in Neuss. Mit über 68.000 Euro trägt es jedoch auch einen stolzen Preis. Mein Eindruck war übrigens insgesamt, dass das Preisniveau der Fahrzeuge auf der Messe etwas höher liegt als sonst marktüblich.
Das seltenste Exponat dürfte dieses Fahrzeug auf dem Stand von BMW Classic gewesen sein: Ein BMW 750iL „Goldfisch“ mit V16-Motor und 348 PS aus dem Jahr 1990. Er wurde unschwer erkennbar auf Basis des E32 aufgebaut, enthält aber innen wie außen bereits etliche Komponenten vom (damals noch nicht bekannten) Nachfolger E38. Übrigens: Warum damals entschieden wurde, den 16-Zylinder nicht in Kleinserie zu produzieren, versucht BMW Classic selber herauszufinden, indem man Entwickler aus der damaligen Zeit interviewt.
Anders als den Jaguar XJ konnte man den Mercedes W140 des Öfteren antreffen. Ein nettes Beispiel: Dieser Mercedes 300 SE 2.8 in beryll met. mit Leder grün.
Zu guter letzt noch ein besonders kultiges Exponat war für mich dieser VW Jetta CL synchro auf dem Stand von VW!
Warum der V16 nicht kam ist hinlänglich bekannt: In den E32 passte er nicht rein, weil die Front zu kurz war. Der E32 war für die M30-Motoren vorgesehen. Erst durch das Eingreifen von Dr. Reitzle wurde die schon fertige Konstruktion um 4 cm verbreitert, so dass auch V-Motoren reinpassten. Aber eine Verlängerung des Vorderwagens hätte ein komplett neues Prototyping bedeutet und der E32 wäre 3-4 Jahre später gekommen. Das konnte sich BMW nicht leisten, da der E23 schon spürbar veraltet war. Die hier gezeigte Studie hatte keine Baumusterzulassung, weil der Vorderwagen verlängert war. Man hätte eine neue baumusterzulassung beim KBA erwirken müssen. Für eine Anzahl von vielleicht 1000 möglichen Absätzen völlig unwirtschaftlich. BMW war zu der zeit noch ein sehr kleiner Hersteller mit nur 3 Modellreihen und die Firma war gerade mal von den Irrwegen (Barockengel, Pullmannlimousine 505, Die Sportwagen 503, 507 und Bertonecoupe) der 50er und frühen 60er saniert. So einen Imageleuchtturm konnte sich BMW nicht leisten. Als der E38 kam, hatte die Welt sich weiter gedreht: Zunehmendes Umweltbewusstsein, die Erkenntnis dass der W140 600SE als zu hedonistisch wargenommen ´wurde (genau dieses Image versuchte BMW zu vermeiden), die Erkenntnis das der M70/73 durchaus Potential zu bis etwa 550 PS hatte und der Wunsch des neuen faktischen Markenchefs Reitzle, ALPINA Raum für einen eigenen Markt zu lassen (er sah ALPINA als Imageleuchtturm für BMW, außerdem war ALPINA ein wichtiger Innovationstreiber für BMW) führten zu der Entscheidung, es beim E38 beim M73B54 zu belassen. Hinzu kommt, das ein V16 weniger ruhig läuft als ein V12 und es auch technisch keinen Grund gab, auf 16 Zylinder zu gehen. Höchstens das Image der höheren Zylinderzahl war verlockend.
Sehr interessant (und plausibel), vielen Dank für die ausführliche Erklärung!