Es gibt unterschiedliche Wege, die zum Kauf des ersten Jaguar X308 führen können. Ich freue mich deshalb sehr über diesen Gastbeitrag von Bernd, für den eine berufliche Veränderung den Impuls zum Jaguar XJ8 gab. Aber lest selbst, ich übergebe das Wort an Bernd:
>>Ich freue mich, Euch in meiner Story meinen Jaguar XJ8 und den Weg zu ihm vorstellen zu dürfen. Bei meinem X308 handelt es sich um einen Jaguar XJ8 3.2 Executive aus März 1998 in der Außenfarbe „spruce-green“ und mit mit dem Interieur „oatmeal“.
Mein Name ist Bernd, Jahrgang 1986, und ich wohne im schönen Norden Deutschlands in der Umgebung Hamburgs.
Als bei Mercedes-Benz gelernter Automobilkaufmann liegt es nahe, dass ich mit der Berührung hochwertiger und exklusiver Fahrzeuge ein gewisses Maß an Vorliebe für diese Kategorie von Automobilen mitbringe. Von Beginn an haben es mir Klassiker und Youngtimer angetan, auch da die aktuellen Modelle immer in Sichtnähe und in der Praxis im Überfluss präsent waren. (Ein bisher unerfüllter MB-Traum ist übrigens der SL der Baureihe R129.)
Zu Zeiten meiner Ausbildung bei Mercedes fiel die Fahrzeugwahl allerdings auf einen Mitbewerber: So war meine erste Liebe der BMW E30 – gleich drei in Folge sollten es werden. Beginnend mit einem 318i NFL Dreitürer in Alpinweiß, einem Update auf den 325i mit identischen Spezifikationen, schloss ich das Kapitel „last but not least“ mit einem 325i VFL in diamantschwarz und einer Lederausstattung in der Farbbezeichnung „natur“. Das hauseigene Pendant in Form des 190er W201 war für einen seinerzeit Anfang 20-jährigen zu bieder und zudem preislich spürbar höher angesiedelt, von Alternativen wie etwa dem C124 aufwärts ganz zu schweigen.
Die ersten beiden BMW hielt ich nicht lange. Das Cabrio hingegen begleitete mich in Summe acht Jahre, wovon es rückblickend den Großteil unserer gemeinsamen Zeit nur stand. Sei es aus Gründen der Witterung oder dass es aus Gründen der Aufarbeitung in der Werkstatt und beim Lackierer verweilte. Wichtig ist mir bei Autos generell ein möglichst guter Gesamteindruck und Pflegezustand.
Mit den Fahrzeugen habe ich tolle Momente sammeln dürfen und meine ersten prägnanten Erfahrungen in Hinblick auf die eigenständige Umsetzung von kleineren bis mittelschweren Reparturen beschritten. Für mich ist und bleibt der E30 ein spannendes und emotionales Auto, formschön und agil, heute aber salonfähiger und gefragter als im Jahre 2005.
Gefolgt von zwei Mercedes (=einem SLK 230K R170 MOPF und anschließend einem CLK 320 W209 Vor-MOPF), stieg ich dann auf MINI um. Auf Dauer gestaltete es sich schwierig, in der Großstadt einen Parkplatz für den MB CLK zu finden. Schon immer sagte man mir nach, dass mein Kleidungsstil britisch angehaucht sei. Nun sprang dieser Stil ebenfalls auf die neue, verkleinerte Variante meiner Fahrzeugwahl über: Ein MINI Cooper R56 Mayfair, gefolgt vom F56 ONE.
Damit vorbelastet war ich stets der Typ Verkäufer, der dem Kunden bei Konfigurationen den Vorschlag über ein helles Interieur mit Wurzelholz unterbreitete; gern in Kombination mit einem grün, dunkelblau oder champagner in der Außenfarbe (und ich war auch der Typ, der die Kombination schwarz/schwarz samt Carbon/Pianoblack für uninteressant befindet).
Wie es der Zufall wollte, ergab sich beruflich die Option eines Wechsels zu Jaguar Land Rover! Es kam mir während meiner bisherigen Laufbahn nie in den Sinn, über die Marke JLR als möglichen Arbeitgeber nachzudenken. Vielleicht aus Unwissenheit und mangels Berührung stellte ich die Marken auf ein Podest, sah aber nach reiflicher Überlegung durchaus ein Potenzial, einen Reiz, eine Nische – irgendwo auch eine persönliche Verbindung zu der Markenwelt.
Bei Jaguar am Schreibtisch sitzend häufte sich die Berührung mit allen Varianten von „british racing green“ und „Leder tan“ und auch wurde der ein oder andere Klassiker in der Werkstatt gesichtet. Das brachte mich natürlich noch tiefer ins Thema und entfachte das Feuer für einen klassischen Jaguar. Ich will aber nicht leugnen, dass ein älterer Jaguar nicht auch schon früher meine Aufmerksamkeit in der Fahrzeugsuche bekommen hat. Nur beschäftigte mich dabei immer der Gedanke, dass man die laufenden Kosten eines älteren großvolumigen Engländers der Oberklasse nicht unterschätzen darf (Versicherung, KFZ-Steuer bei 3,2L aufwärts, die Ersatzteile und zu guter Letzt der Verbrauch).
Damit war das Gespinst „alter Jaguar“ bei mir vorerst in die Schublade „vielleicht später mal“ gewandert. Der Tag, an dem sich das ändern sollte, ereignete sich am 09.07.2022!
Diesen Schritt begründete ich mir aufgrund meines fortgeschrittenen Alters, gestiegener finanzieller Mittel, der Mitarbeiterkonditionen für Ersatzteile sowie Werkstattarbeiten, und dem Ansatz: Es werden nicht mehr Fahrzeuge und lass‘ es noch einen Jaguar R6 oder V8 sein, bevor es zu spät ist (…und unter uns: wie authentisch es doch ist als Jaguar-Verkäufer mit dem XJ morgens zur Arbeit zu erscheinen!).
Klar, dass auch Kunden darin ein Gesprächsthema sehen. Nicht selten hört man: „So einen hatte ich damals auch, ein fantastisches Auto“ – „sowas schönes wird heute doch nicht mehr gebaut“ – „das waren noch richtige Autos“… Ihr wisst was ich meine, das passiert auch an Tankstellen hin und wieder mal.
Von meinem Entschluss einer Anschaffung gefesselt machte ich mich Anfang 2022 auf die Suche.
Falls Ihr Euch die berechtigte Frage stellt: „Warum suchen, du sitzt doch an der Quelle?“
Ein ganz klares „Nein, keine Chance“. Entgegen meiner Erfahrungen bei Mercedes unterliegt ein Jaguar (ungeachtet des Alters und Werts) überdurchschnittlich häufig einem Defizit von Werkstattpflege, Wartung und pfleglichem Umgang. Was dem Porsche-Markt heilig ist und bei jedem anderen Fahrzeug halbwegs plausibel eingehalten wird, funktioniert hier nur mäßig.
Es bleibt mir ein Rätsel, woran das liegen mag, aber in den letzten Jahren fuhren in erster Linie sanierungsbedürftige Exemplare vor (wenn älter als 15 Jahre), die keine Hoffnung auf einen glücklichen Zufall für eine bequeme Anschaffung ermöglichten.
Auch aktuelle Modelle, die nach 24-48 Monaten Leasingdauer zurückgingen, sahen teilweise keinen Ölwechsel („er habe ja keine Fälligkeit im Kombiistrument angezeigt“) und waren für mein Verständnis an neuralgischen Stellen wie Türeinstiege, Sitzwangen und Ladekanten starkem Verschleiß ausgesetzt, ungeachtet dessen wer für den Mangel aufkommt.
Und das zu Zeiten von Jaguar-Care (=bei Fälligkeit kostenfreie Wartung innerhalb der Werksgarantie)!
Die Bedienung gängiger Onlinebörsen war für mich ohnehin „daily business“, so dass ich mir mit der Suche zügig ein Bild vom Markt verschaffen konnte, mir ein Budget setzte und in Summe vier Fahrzeuge in die engere Auswahl nahm, die es zunächst von Bildmaterial und Beschreibung her sowie einer fundierten Kommunikation mit dem Verkäufer in mein Ranking schafften. Erwähnenswert ist, dass ich dem X300 gegenüber ebenso aufgeschlossen war. Zugegebenermaßen sagt mir sein Cockpit mehr zu, und meiner Meinung nach schmeicheln die eckigen Blinker und das durchgehende Chrom der Stoßstangen dem XJ. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau und reine Geschmacksfrage.
Es standen dann für mich zur Diskussion…
- ein Daimler Six 4.0 X300,
- ein XJ6 4.0 X300 Sovereign,
- ein XJ8 X308 4.0 Sovereign sowie
- der nun meinige XJ8 X308 3.2 Executive.
Gegen die beiden X300 habe ich mich final entschieden aufgrund der älteren Technik, des 4-Gang-Getriebes, und da sich entweder Zustand oder andere Parameter (Preis für das Gebotene, fehlerhaft beschriebene Historie etc.) als Ausschlusskriterium erwiesen.
Eine Alltagstauglichkeit traue ich dem X308 in der Summe des technischen Fortschritts eher zu. Die Laufleistungen nahmen sich nichts und lagen nah beieinander – im Spektrum von 175tkm bis 205tkm. (Vor Laufleistungen dieser Größenordnung fürchte ich mich nicht, Pflege und Wartung vorausgesetzt.)
Durchgesetzt hat sich der hier vorgestellte X308 aufgrund des Zustands und der Substanz, der Historie (ein umfangreicher Ordner samt Rechnungen über mehr als 11t EUR für Wartung und Verschleiß wurde mir überreicht) und des Preisunterschiedes zu den Konkurrenten.
Gekauft habe ich das unter der genannten Auswahl günstigste Fahrzeug mit dem besten Zustand und Umfang (übrigens bei einem sehr freundlichen und engagierten Verkäufer, der sich nach sieben Jahren Besitz von dem Jaguar getrennt hat). Mein Credo lautet (zu Lasten der Motorisierung und Ausstattung): Qualität vor Quantität, und das habe ich hier im vorliegenden Gesamtpaket bekommen.
Beide (in einwandfreiem Zustand befindlichen) Schlüssel mit Fernbedienung und Valet-Schlüssel in grün, mit unbenutztem Jaguar-Leder-Anhänger, die gesamte Bordmappe in grünem Leder und ein weiteres schwarzes Etui samt vollständigem Betriebshandbuch für Radio (mit Codekarte!)/Telefon/Fahrzeug und bis auf die Rückseite gestempeltem Serviceheft, wie auch drei CD-Magazine samt Jaguar Schutzhüllen lagen bei. Ein Träumchen und selten in dieser Vollständigkeit zu finden!
Besonders geholfen bei der Beurteilung hat mir die Kaufberatung dieses Blogs, sodass ich vorab per Mail X308-spezifische Punkte zum Thema eröffnen konnte – an der Stelle sei ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön an den Betreiber dieser Seite, Michael, ausgesprochen! Sicherlich kommt man mit einem allgemeinen Kfz-Knowhow verhältnismäßig weit in der Fehlersuche und Einschätzung der Situation. Dennoch gibt es beim X308 in der Tat diverse, typische Krankheiten, von denen auch mein Exemplar nicht unberührt ist, deren Einordnung vor Kaufabschluss allerdings definitiv förderlich ist. Zu tun gibt es immer etwas, das bleibt nicht aus und richtet sich sicherlich auch am eigenen Anspruch vom Ergebnis.
An dem Jaguar habe ich zur weiteren optischen und technischen Aufwertung einige (einkalkulierte) Arbeiten vorgenommen bzw. vornehmen lassen – diverse Verschleissteile an der Vorderachse sind erneuert, der defekte Cupholder ist durch eine durchgehende Armlehne ersetzt, die Schwellerspitzen habe ich schweißen und beide Seiten lackieren lassen. Hier habe ich folglich auf die Zierstreifen verzichtet, was meine Freude am Auto aber nicht schmälert.
Bei Kauf waren 19-Zoll BBS-LeMans-Nachbauten montiert. Das Thema Felgen finde ich beim X308 offen gesagt ein Schwieriges, denn so richtig gefallen will mir aus dem 5×120,65-Lochkreis-Sortiment nicht viel. Es wurde vorübergehend die 16″ Dimple, nun ist aktuell eine BMW E39-Felge in 16 Zoll verbaut, die ich mit BBS-Logos versehen habe. Vielleicht wird der Radsatz zukünftig noch durch die Daimler Solar oder Jaguar Asteroid-Felgen ersetzt – dazu werde ich das Angebot weiterhin im Blick behalten. Prinzipiell sehe ich bei klassischen Fahrzeugen in Puncto Felgenwahl die Kreuzspeiche als eine sichere Bank. Diese steht optisch wirklich jedem Youngtimer ausgezeichnet, auch meine E30 waren mit den 15″-Kreuzspeichen ausgestattet.
Hier schließt sich übrigens der Kreis zu dem anfänglichen Thema, denn eine Ähnlichkeit in der Front, den Scheinwerfer und dem Konzept des geteilten Kühlergrills zu den BMW dieser Ära kann man nicht leugnen. Für mich ist es der BMW E32 in englischem Kostüm, das Automobil für den Gentleman von damals wie heute.
Gefahren wird mein XJ tatsächlich daily. So bin ich im ersten Jahr auf 15tkm gekommen, ohne Beanstandungen! Entgegen meiner damaligen Angst vor Kilometern, vor Verschleiß und der damit einhergehenden Verschlechterung des Zustands genieße ich heute jeden Kilometer mit meinem Jaguar und kann euch nur Nahe legen es ähnlich anzugehen. Ein Jaguar dankt es einem, regelmäßig bewegt zu werden und zickt in erster Linie nach längerer Standzeit, und vor allem: Wenn du ihn nicht fährst, freut sich nur der nächste Besitzer!
In diesem Sinne bedanke ich mich für das Lesen. Sollten sich Fragen rund um meine Story ergeben, platziert gerne eine Frage oder einen Kommentar unter dem Beitrag!
Eine stets knitterfreie Fahrt wünsche ich Euch!<<
Lieber Bernd,
danke für den spannenden Einblick in deine Automobil-Welt! Ich hatte ja nun schon mal das Vergnügen, dein „Schmuckstück“, den Jaguar in real life zu sehen, ohne zu wissen dass es deiner ist. Wunderschön und gepflegt, ganz klar UNIQUE und ein stylisches Statement!
Jetzt die Reise und die Geschichte hinter diesem Fahrzeug zu lesen, wertet das ganze noch mal mehr auf! Merci für den Einblick und den gelungenen Beitrag hier.
Yasmin
Besten Dank Yasmin, für deine lobenden Worte und deine Begeisterung für den Jaguar! Lass uns gern eine Runde drehen, bist jederzeit herzlich Willkommen!
Liebe Grüße und bis bald! Bernd
Hallo Bernd , gratuliere zu dem Jaguar . Sieht sehr schön aus . Besonders gut gefallen mir Ihre Felgen . Sehen an einem Jaguar auch gut aus , nicht nur an einem BMW . Mit meinem Jaguar X308 bin ich seit August 16000 Km gefahren . Allerdings hab ich jetzt leider Probleme mit dem Getriebe . Ich wünsche noch viel Spaß im Jaguar und jede Menge Miles .
Kind Regards Gero Koller
Vielen Dank Gero, deine Vorstellung habe ich auch mit großem Interesse gelesen – schade, dass das Getriebe zickt, mit ca. 2.000 EUR ist das im worst case überholt, leider auch eine Krankheit bei dem Modell – glücklicherweise baugleich mit den MB-Getrieben dieser Zeit, sodass sich viele Schrauber damit auskennen. Drücke dir die Daumen, dass du glimpflich davon kommst und dein Jaguar wieder gesund wird! Liebe Grüße, Bernd
Hallo Bernd , danke fürs Daumendrücken . Hoffen wir das Beste . Viele Grüße Gero
Coole Geschichte! Der X300 und X308 stehen immer noch für Stil und Qualität. Ich hatte den X300 als ersten Jaguar, auch Spruce Green, gegen deutsche Dienstwagen eingetauscht und liebe diese rollenden Herrenzimmer noch heute. Holz, helles Leder und dunkelgrün – herrlich