
Mein Mercedes 300 SL-24 fährt mit seinen rund 50.000 km Laufleistung bislang wirklich gut. Nach über einem Jahr und fast 2.000 Kilometern Fahrt gab es außer einem Wechsel der Flüssigkeiten noch nicht viel zu tun.
Mir fiel aber im Vergleich zu anderen R129-Modellen auf, dass das Lenkrad bei langsamerer Fahrt über „holprige“ Straßen etwas zittrig in der Hand liegt. Das Lenkungsspiel und die Fahrwerkgummis waren aber völlig in Ordnung, so dass ich das Phänomen zunächst nicht einordnen konnte.


Bei einer Ausfahrt erhielt ich dann von einem guten Freund, der mit älteren Mercedes sehr vertraut ist, den entscheidenden Tipp: Den Lenkungsdämpfer auswechseln!
Aber was ist ein Lenkungsdämpfer überhaupt? Der Lenkungsdämpfer verbindet Lenkstange und Karosserie miteinander, um unerwünschte Schwingungen in der Lenkung zu eliminieren (bzw. zu dämpfen). Autos mit Zahnstangenlenkungen (wie z.B. mein Jaguar X308) haben keinen Lenkungsdämpfer, da diese Lenkungen prinzipbedingt eine ausreichende Eigenreibung besitzen. Der Mercedes SL der Baureihe R129 hat hingegen (wie alle Mercedes dieser Zeit) eine Kugelumlauflenkung, die aufgrund der auf der Spindel umlaufenden Kugeln als besonders leichtgängig gilt. Praktisch alle Fahrzeuge mit Kugelumlauflenkung wurden deshalb mit Lenkungsdämpfer ausgeliefert.
Auf dem folgenden Bild sind die Lenkstange und im Bild direkt darunter der Lenkungsdämpfer in der Einbausituation im Mercedes SL zu sehen. Der Lenkungsdämper ist links mit der Lenkstange und rechts starr mit der Karosserie verbunden. Der linke Teil des Dämpfers bewegt sich also bei jeder Lenkradbewegung mit, während der rechte Teil immer starr bleibt.



In meinem SL, der Anfang des Jahres stolze 30 Jahre alt geworden ist, war noch der werksseitige Dämpfer verbaut. Neben dem Mercedes-Stern und der Artikelnummer trägt der originale Dämpfer übrigens auch das Stabilus-Logo und offenbart so den Hersteller des Originalteils.

Noch ein Blick in Richtung Lenkgetriebe mit Kugelumlauflenkung: Dieses sitzt auf der linken Seite oberhalb von der Lenkstange und ist mir der Lenkstange über einen Metallbügel verbunden.

Die Preise für Lenkungsdämpfer sind erfreulicherweise nicht besonders hoch. Artikel von günstigeren Anbietern gibt es bereits für etwas mehr als 20 Euro, Markenartikel wie z.B. von Stabilus, Bilstein o.a. kosten zwischen 30 und 40 Euro. Ich habe mich für den Artikel von dem Hersteller entschieden, der auch das werksseitig verbaute Originalteil geliefert hatte.

Der Wechsel ist auf einer Hebebühne denkbar einfach, da der Lenkungsdämpfer von unten denkbar einfach zugänglich ist und lediglich rechts und links zwei Schrauben zu lösen sind, um ihn zu wechseln.
Der Effekt nach dem Wechsel war erfreulicherweise genau wie beabsichtigt: Es ist wieder mehr Ruhe eingekehrt in die Lenkung, insbesondere auf schlechtem Straßenuntergrund liegt das Lenkrad deutlich satter in der Hand. Schön, wenn sich kleine Mängel am Youngtimer so einfach beheben lassen!