Der Jaguar XJ ist ein Klassiker von morgen – aber welchen nehmen, X300 oder X308?

Vorweg: Ja, aus dem Namen der Seite (x308.net) wird eine gewisse Präferenz meinerseits bereits ersichtlich. Gerade gestern hatte ich aber nochmal die Gelegenheit, einen tollen X300 im direkten Vergleich mit meinem X308 zu fahren. Daher kommt die „Frage aller Fragen“ nochmal auf den Prüfstand: Welchen nehmen, X300 oder X308?

Zu unserer Vergleichsfahrt angetreten sind ein Jaguar XJ6 4.0 Sovereign (X300) von 1997 sowie mein Daimler V8 LWB (X308) aus dem Jahr 2000. Beide Exemplare stehen aus meiner Sicht in überdurchschnittlich gutem Erhaltungszustand da und sind im optischen Erscheinungsbild von einem Jahreswagen nicht weit entfernt.

Als Eskorte auf der Vergleichsfahrt haben uns noch ein zeitgenössischer 560 SEL aus dem Jahr 1990 sowie ein gleichalter 200 E begleitet – zwei ebenfalls sehr schöne Klassiker von morgen. Der 560er ist Lesern von x308.net ja bereit gut bekannt aus der Vergleichsfahrt mit dem X308.

Gesagt, getan: Umstieg aus dem gut vertrauten X308 mit 4.0 V8-Motor in den X300 mit gleich großen R6-Motor. Erster Eindruck:

Kerniger Sound im X300, insbesondere im Teillastbereich deutlich besser hörbar als der flüsterleise V8 im X308.

Das Geräusch ist aber keineswegs störend, es macht vielmehr Spaß und animiert dazu, die Automatik auch mal höher drehen zu lassen. Auf Landstraße und Autobahn sorgt der fehlende 5. Gang – der X300 verfügt über ein 4-Gang-Automatikgetriebe – außerdem zwangsläufig für ein höheres Drehzahlniveau als im X308.

Teil des ersten Eindrucks außerdem (einmal mehr): Mir gefallen die Rundinstrumente im X300 besser!

Die Anzeigen sind klassischer, größer, und umfassender als beim X308 – bei dem sind Batteriespannung und Öldruck dem Rotstift zum Opfer gefallen. Ich denke, das Bild spricht für sich…

Ansonsten ist das Interieur des X300 in weiten Teilen dem Vorgänger XJ40 sehr ähnlich. Mittelkonsole, Funktionsschalter rund um die Lenksäule, Türinnenverkleidung, … Alles das dürfte einem XJ40-Fahrer sehr vertraut vorkommen. Das wirkt klassischer, auch verspielter, als im X308, aber eben auch etwas altbackener.

Von außen sehen sich X300 und X308 bekanntermaßen zum Verwechseln ähnlich. Beim Modellwechsel wurde der X308 äußerlich nur behutsam modifiziert, z.B. mit ovalen Blinkern vorne, und leicht modifizierten Stoßfängern. Technisch hingegen unterscheiden sich die beiden deutlich – der X308 bekam einen komplett neuen V8-Motor in 3 Varianten, eine neue Automatik von ZF, und einige weitere Modifikationen an Fahrwerk und Produktstruktur.

Eine genaue Auflistung der Weiterentwicklungen des X308 gegenüber dem X300 findet sich bei x308.net hier.

Zum Ende der Vergleichsfahrt ist es Zeit für ein Fazit im Kreise aller vier Fahrer: Alle sind sich einig, dass beide Jaguar-Limousinen in ihrer DNA durchaus ähnlich sind – beide sind Gleiter, komfortabel aber fahraktiv, innen eher knapp geschnitten und außen einfach nur gelungen. Klassiker von morgen eben.

Beim direkten Umstieg sind die Unterschiede zwischen X300 und X308 aber deutlich spürbar – sie dürften sich auch als Beifahrer mit verbundenen Augen direkt erkennen lassen.

Der X300 ist innen als direkter Nachfahre des XJ40 eben doch etwas traditioneller gestaltet, weniger modern, und sein 4.0-Motor ist deutlich besser hörbar. Sehr angenehm im Sound, eine gelungene Maschine, aber eben kein Leisetreter. Der V8 im X308 hingegen ist im Teillastbereich kaum hörbar und meldet sich nur beim Ausdrehen unter hoher Last erkennbar zu Wort. Das überarbeitete Fahrwerk des X308 zeigt sich straffer, fahraktiver, als beim X300, ohne dabei weniger komfortabel zu sein.

Fazit: Beide machen Spaß, faszinieren als echte Klassiker von morgen, und eigentlich hätten beide einen Platz in der Garage verdient. Mein Favorit ist und bleibt aber der X308, da er dieselbe traditionelle Karosserie mit modernerer Technik und vor allem einem sehr gelungenen V8-Motor verbindet!

Obwohl, den X300 gab es auch als Zwölfzylinder, dessen Versuchung ich erliegen könnte, aber das ist eine andere Geschichte…