
Es war schön, in dieser Woche wieder einmal in Essen auf der TechnoClassica 2025 gewesen zu sein. Sie ist ihres Zeichens immerhin die größte Oldtimer-Messe der Welt, mit mehr als 2.700 ausgestellten Fahrzeugen. Dazu kommt, dass die TechnoClassica 2025 die letzte ihrer Art ist. Ab 2026 wird die Messe unter dem Namen der Retro Classics laufen. Ob die TechnoClassica dann an anderer Stelle weiterleben wird, ist offenbar noch nicht klar.

Ich selbst habe die TechnoClassica 2025 natürlich vor allem durch die „Jaguar-Brille“ betrachtet und möchte Euch in diesem Beitrag gerne daran teilhaben lassen, was ich durch sie sehen konnte. 😎
Mein Rundgang startete, nach dem Einlass in Halle 8, mit einem Highlight in Halle 7. Dort hatte der Händler KLEIN („Fahrzeuge mit Charakter“) einige Youngtimer stehen, die auf mich durchaus interessant wirkten. Das betrifft vor allem einen schönen 1991 Jaguar XJ6 3.2 Sovereign aus italienischem Vorbesitzer, den Herr Klein aus Rheinland-Pfalz mitgebracht und zwischen einem BMW E34 und einem roten Porsche Carrera aufgestellt hatte.

Dieser XJ40 gefiel mit aufgrund seiner Farbkombination sehr gut und hatte erst 51.000 km gelaufen, was ihn natürlich sehr reizvoll macht. Der Preis von 17.900 Euro ist für einen XJ40 3.2 im obersten Preissegment angesiedelt, erschien mir aber nicht abwegig. Er zeigt, wie sich beim XJ40 auch preislich im Markt sozusagen die Spreu vom Weizen trennt – in diesem Zustand gibt es eben nur noch ganz wenige Autos…

Der Zustand wirkte bei einer spontanen Besichtigung eindrucksvoll gut. Der Erstlack machte einen sehr guten Eindruck, Kratzer musste man auch im grellen Messelicht lange suchen und wurde kaum fündig. Ganz offensichtlich muss das Auto in Rom in der Garage gestanden haben, sonst sähe das Auto nicht mehr so aus.

Dieser Eindruck setzte sich im Innenraum fort. Ein Geruch, wie ein alter Jaguar riechen sollte, Leder und Holz ohne Risse. Und für mich auch sehr reizvoll: Ein Jaguar XJ40 als Sovereign mit gehobener Ausstattung und nichtsdestotrotz mit Schaltgetriebe – auch das dürfte großen Seltenheitswert haben.


Auch der Blick unter die Motorhaube vermittelte den sehr gepflegten Eindruck, was mich dann schon nicht mehr überraschte. Einzig zwei kleine weiße Kästen vorne rechts und links im Motorraum gehörten offenbar zu einer Nachrüsttechnik, die ich in ihrer Funktion nicht ergründen konnte. Da würde mich vor dem Kauf schon interessieren, was für ein System da vom Vorbesitzer verbaut wurde.

Wäre ich auf der Suche nach einem Jaguar XJ40, hätte ich hier intensiv nachdenken müssen. Da das aber derzeit nicht der Fall ist, konnte ich den Rundgang fortsetzen. Eines sei an dieser Stelle schon vorweg genommen: So schön dieser XJ40 war, er war aus meiner Sicht der einzig interessante XJ40 auf der Messe. Und X300 oder X308? Da habe ich kein einziges Fahrzeug gefunden, leider. Für den XJ ist also unverändert viel Luft nach oben in der Wahrnehmung auf deutschen Klassikermessen…
Konkret gespannt war ich, ob es interessante Jaguar XK8/XKR der Baureihe X100 zu sehen oder zu kaufen geben würde. (Dieses Modell fällt mir in den letzten Monaten immer mehr als angehender Klassiker und ideale Ergänzung zum X308 auf, weswegen ich den Markt etwas intensiver beobachte.) Die Erkenntnis: Ich habe auf der TechnoClassica 2025 genau einen X100 gefunden, der als Werbeobjekt auf dem Stand der Allianz zu sehen war. Es handelte sich um einen Jaguar XJR mit Arden-Tuning. Nett, aber auch hier eine enttäuschende Ausbeute aus Sicht der Jaguar-Brille.

Erfolgreich war hingegen meine Absicht, meine kleine Jaguar-Prospektsammlung aus alten Zeiten speziell um den XK8 zu ergänzen. Ich habe einen der ersten Prospekte und einen der letzten (mitsamt Preisliste) gefunden, dazu noch einen allgemeinen Jaguar-Prospekt aus den 1980er Jahren. Alles zusammen habe ich nach kurzer Verhandlung für 40 Euro bekommen, was ich als fair empfunden habe.

Wie in den letzten Jahren auch, dürfte der am häufigsten vertretene Jaguar wieder einmal der E-Type gewesen sein. Von diesem Modell gab es etliche Fahrzeuge bei den Händlern zu sehen, die preislich so gut wie alle deutlich oberhalb von 100.000 Euro angesiedelt waren. Ich habe mich mit dem E-Type-Markt nie tiefer beschäftigt und kann deshalb zu den Preisen nicht viel sagen. Rein aus dem Bauch heraus kamen mir die Preise überwiegend etwas hoch angesetzt vor – Messepreise eben…
Außer dem E-Type gab es diverse Modelle der XK-Baureihe aus den 50er und 60er Jahren zu sehen (und zu kaufen). Sehr schöne Autos, ohne Frage, aber – ich gebe es offen zu – bei mir persönlich weniger im Fokus. Mein emotionales Interesse gilt mehr den Modellen, deren aktive Zeit ich selbst miterleben durfte.
Nicht fehlen darf auf einer Klassikermesse auch der Jaguar XJ220, von dem es ein Modell beim Premium-Händler Houtkamp Collection zu sehen gab. Wem dieses Modell in nahezu neuwertigem Zustand rund 625.000 Euro wert ist, der hätte hier fündig werden können.
Eher sparsam war auch die Menge an Jaguar XJ-S, die zum Verkauf angeboten wurde. Am besten gefallen hat mir noch dieser V12 in British Racing Green aus Düsseldorf, der in einer hinteren Reihe auf einem der Außengelände stand und etwas über 30.000 Euro kosten sollte, was ich auch nicht als Schnäppchen empfunden habe.

Als sehr erfreulich habe ich die Präsenz der Jaguar-Clubs und -Verbände empfunden. Da war zum einen der Stand der JAG Jaguar Association Germany, mit über 1.600 Mitgliedern einer der großen Markenclubs in Deutschland. Nebenbei stand ein sehr schönes XJ-S Cabriolet aus Krefeld auf dem JAG-Stand.

Direkt neben der Jaguar Association Germany war der Stand des Jaguar Enthusiast Club zu finden. Dort standen zwei Herren als Ansprechpartner, die mir in britischem Englisch viel Interessantes über diesen weltgrößten Jaguar-Club berichten konnten. Für 71 Pfund pro Jahr bekommt man hier ein monatliches Magazin, Zugang den Online-Foren mit ihren Experten und zu diversen weltweiten Treffen.

Ich habe testweise mal eines der monatlichen Magazine mitgenommen. Interessant fand ich, dass jede Ausgabe für viele Jaguar-Modelle immer eine Doppelseite mit Spezialtipps enthält. So gibt es u.a. jeden Monat eine Doppelseite mit Tipps zum X308! Ich finde, diese Mitgliedschaft ist eine Überlegung wert.
In Halle acht war dann noch der traditionelle Stand des deutschsprachigen Jaguar-Forums zu finden. In Sachen Clubs – von denen die TechnoClassica aus meiner Sicht zu einem großen Teil lebt – war Jaguar also durchaus gut vertreten (wenn auch nicht vergleichbar mit der Zahl der Mercedes- oder BMW-Clubs auf der Messe).
Und sonst? Gab es abseits von Jaguar viel (für mich zumindest) interessantes aus den 90er Jahren zu sehen, worüber ich als nächstes auf mein-youngtimer.com berichten werde. Eines meiner Highlights war das Engagement des Citroën-Clubs Deutschland mit seinen vor Ort vertretenen Interessengemeinschaften. Ich habe auf der Messe besonders viel über den Citroën XM 3.0 V6 24V Pallas von Petar, seines Zeichens Technikreferent der deutschen XM-IG, lernen dürfen.

Nach einigen Stunden Messe gibt es wie immer viele Eindrücke und Gespräche zu verarbeiten. Dazu bietet sich idealerweise ein gemütliches Abendessen in Essen an. (Eine wirklich gute Option ist aus Erfahrung meiner TechnoClassica-Besuche Capobianco’s Little Italy, wenige Hundert Meter von der Messe entfernt.)

Wer war von Euch auch auf der TechnoClassica 2025 unterwegs? Welche Messen sind Eure Favoriten? Ich freue mich wie immer über Kommentare unter dem Beitrag 😊
Moin Michael,
das war doch tatsächlich ein sehr interessanter Rundgang über die TechnoClassica und ich fühlte mich richtig mitgenommen.
Bei unserem letzten Englandaufenthalt im Juni 24 waren wir in einem B+B in Sandwich untergebracht und der Inhaber betrieb außerdem eine Porsche Classic Werkstatt, in der er u. a. einen E-Type wie auf deinem zweiten Bild stehen hatte, welcher laut seiner Aussage wohl nach Fertigstellung zwischen 80 und 100 Tausend Pfund angeboten werden sollte, von daher sind diese Preise für Top Exemplare scheinbar Stand der Dinge.
Gestatte mir bitte nur noch einen Hinweis, der von dir beschriebene XJ 40 stand mit Sicherheit neben einem E32 und nicht wie von dir geschrieben einem E31. So einen E32 durfte ich übrigens in der gleichen Farbe Ende der 90er als 730i mein eigen nennen.
Schöne Grüße aus Kiel
Kai-Uwe
Moin Kai-Uwe, vielen Dank für Deinen Kommentar! Und Du hast natürlich Recht, der BMW neben dem XJ40 ist kein E31. Es ist ein 5er BMW der Baureihe E34. Werde ich direkt im Text korrigieren. Übrigens war besagter, schöner XJ40 zum Ende der Messe verkauft, wie mir ein Bekannter mitgeteilt hat…
Ach, ein E34, aufgrund der für mich sichtbaren Front hätte ich ihn glatt als 7er E32 verordnet.
Auch wenn der XJ 40/81 für mich erst jetzt wieder eine Augenweide sein kann, so erstaunt mich der Verkauf bei diesem Zustand nicht wirklich.
Als ich Anfang der 90er mit meinem damaligen XJ12 Serie 3 unterwegs war, empfand ich den direkten Nachfolger allerdings als fürchterlich hässlich.
Lieber Michael,
das ist mein erster Kommentar auf Deiner Seite, über die ich im Herbst letzten Jahres zufällig „gestolpert“ bin. Gratulation zu diesem Konzept und zu der bisherigen Vielfalt informativer Beiträge. Dein Messerundgang hat mir aber diverse schöne Stichworte gegeben, die ich gerne aufgreifen möchte: Da ich hier aus Oberbayern schreibe, sind meine Messevavoriten die Retro Classics Stuttgart und die Classic Expo Salzburg. Desweiteren gibt es in meiner Nähe im Dezember noch die Retro Classics Bavaria (Nürnberg), die ich persönlich im letzten Jahr aber etwas dünn besetzt fand.
Seit gestern kann ich auch aktiv auf Deiner Seite mit praktischen Erfahrungen mitreden, denn meine Frau und ich haben uns ein großes „Osterei“ geschenkt: Einen XJ8 Sovereign (2/2001) mit kompletter Historie und gerade 88 Tsd. km gelaufen. Haben ihn in Heppenheim bei Jaguar Gath abgeholt…… Bei mir ist es übrigens umgekehrt: Wir besitzen seit drei Jahren einen XKR SILVERSTONE; jetzt ist der X 308 dazu gekommen. Für Erfahrungen zum XKR können wir uns gerne mal per Direktmail austauschen. Die entsprechende Messeauswahl XK8/XKR ist in der Tat sehr dürftig; da kann ich wiederum das breite Angebot bei Gath Automobile empfehlen. Würde hier gerne ein aktuelles Foto einstellen, aber ich sehe leider keinen Bilder-Link im Kommentarfeld. Gleiches gilt für Prospekte zum XK8. Persönlich bin diesbezüglich der Meinung, dass die Prospekte, die Jaguar Marketing Coventry damals für Nordamerika produziert hat, in Form, Inhalt und Bildgestaltung im Layout viel aufwendiger gedruckt wurden als diejenigen für Insel und Kontinent.
Dirk Müller, Ingolstadt
Moin moin,
ich oute mich mal als der Käufer des ausführlich beschriebenen XJ40. Eigentlich war ich nicht mit einer Kaufabsicht auf der Messe, wurde aber von dem Zustand dieses Wagens „verführt“. Zumal die Farbkombination und Ausstattung „passte“, und der Wagen auch die „Glasbausteine“ hatte, welche m.E. designerisch viel besser zum XJ40 passen, als die Doppelscheinwerfer. Schaltgetriebe war dann noch das i-Tüpfelchen.
Die umfangreichen Dokumentationen (nebst Scheckheft diverse Rechnungen, auf Italienisch) zu dem Fahrzeug sind gut nachvollziehbar. Der Erst- und Vorbesitzer war Jahrgang 1928 (!) und der Wagen wurde in den vergangenen gut 25 Jahren insgesamt nur wenige Tausend km bewegt. Und ansonsten offenbar stets in einer klimatisch Auto-optimalen Garage untergebracht. Anhand der Rechnungen mit Angaben der Tachostände sind Gesamtlaufleistung und Laufleistungen in den Jahren gut nachvollziehbar. Ebenso wie die in den Jahrzehnten ausgeführten Arbeiten (wenn man technisches Italienisch kann).
Der Händler macht übrigens einen sympathischen Eindruck. Er hatte u.a. auch einen E31 (wirklich, ich meine nicht den BMW im Foto oben) im Angebot, der m.E. angemessen, also realistisch, bepreist war (ich habe selbst einen, kann es also wohl beurteilen). Schließlich, der XJ40 war ein Eigenverkauf des Händlers und kein „Kommissionsverkauf“ für einen „Freund“. Also mit gesetzlicher Gewährleistung und somit vertrauensbildend.
Beste Grüße, Bernhard
Lieber Bernhard, herzlichen Glückwunsch zu dem schönen XJ6 Sovereign! Wirklich ein sehr schöner XJ40 – ich bin ganz bei Dir, Zustand und Farbkombination sind wirklich ideal für einen XJ40. Viel Freude damit!! Viele Grüße, Michael
Lieber Michael,
danke Dir, ich bin mir sicher, dass ich sehr viel Freude mit diesem XJ40 haben werde. Und ihm dafür auch die nötige Aufmerksamkeit bei Wartung und eventuell kommenden Reparaturen zukommen lassen werde. 🙂
Beste Grüße, Bernhard
Lieber Michael,
kleiner Nachtrag meinerseits. Ich habe den Wagen jetzt seit 2 Wochen und es haben sich diverse technische Mängel offenbart. Darunter eine defekte Klimaanlage (O-Ton Händler auf der Messe: Die funktioniert natürlich auch, habe ich selbst getestet!). Und noch ein paar andere Sachen, welche ich als erfahrener Selbstschrauber, auch Elektrik, aber eher in der Rubrik „Kleinigkeiten“ verorte. Das mit der Klimaanlage ist allerdings ärgerlich, weil die mit einer Reparatur (mit Eigenleistung!) einher gehenden Kosten insgesamt wohl um ca. 1.000 € liegen werden.
Auf meine diesbezügliche und freundliche formulierte Email kam dann sowas, wieder O-Ton Händler: „Daher weiß ich jetzt im Moment überhaupt nicht wie ich mich bei solchen „Mängelmails“ eines alten englischen Fahrzeuges verhalten soll. Ich bin mir sicher sie haben Verständnis für meine Ratlosigkeit.“
Zwei Mails weiter hieß es, er habe sich auf den Händler verlassen, von dem er den Wagen habe. Was natürlich mit dem „selbst getestet“ auf der Messe einen gewissen Widerspruch bildet. Und ansonsten nur beleidigte Reaktionen, aber keinerlei Entschuldigung oder gar Vorschläge einer Beteiligung an den Kosten. Trotz gesetzlicher Gewährleistung. Da mit dem Mann nicht vernünftig zu kommunizieren war (so „beschuldigte“ er mich ihm mit meinem Gemeckere das Wochenende „versaut“ (sic!) zu haben), habe ich die Kommunikation eingestellt. Weil es keinen Sinn macht mit solchen Menschen seine Zeit zu verplempern.
Mittlerweile hat der Wagen eine „große Inspektion“ bekommen, ein neuer Klimakompressor ist auch bestellt und wird demnächst eingebaut und von einem Klimadienst befüllt.
Mein Fazit: Nie wieder Kauf auf einer Messe, wenn nicht wirkliche alle Funktionen geprüft werden können. Auf Messen darf ein Aussteller wohl nicht Motoren laufen lassen, und beispielsweise eine Klimaanlage kann dann nicht geprüft werden. Was Händleraussagen und gesetzliche Gewährleistung „wert“ sind, wenn man sich darauf verläßt, habe ich ja nun gemerkt.
Beste Grüße, Bernhard
P.S.: Ach ja, auf der Messe hatte ich auch gefragt, ob die Niveauregulierung auch funktioniere. Antwort war selbstverständlich „ja“. Nur war der Wagen auf konventionelle Dämpfer umgerüstet … *gröhl*