Ende 1986: Gerade wurde der komplett neuentwickelte XJ40 als Nachfolger des legendären Jaguar XJ Serie 3 in den Markt eingeführt. Nach mehr als 12 Jahren am Markt war nach gängigen Maßstäben ein Nachfolger für die Serie 3 auch überfällig.
Aber sollte das bedeuten, dass man die Serie 3 einfach einstellen würde? Nein, Jaguar macht hier seinem Ruf als Individualist einmal mehr alle Ehre und produziert die Serie 3 parallel weiter. Am Beispiel der Daimler-Versionen von Serie 3 und XJ40 stellt man die Kunden ab Ende 1986 vor eine interessante Option:
Für exakt 95.000 DM hat man die Qual der Wahl zwischen dem brandneuen Daimler 3.6 (XJ40) mit einem 3,6-Liter-Reihensechszylinder oder dem traditionellen Daimler Double Six mit dem seit Jahrzehnten bewährten 5,3-Liter-Zwölfzylinder. Eine Produktstrategie, die in dieser Form in der Automobilindustrie nahezu einzigartig sein dürfte.
In der auto motor und sport vom 28.02.1987 findet sich ein interessanter Vergleichstest der beiden:
Schon gibt sich die Preisgleichheit der Daimler als teuflischer Plan zu erkennen. Nicht die Brieftasche des Kunden soll entscheiden, sondern dessen Persönlichkeit. Die Wahl wird zur Charakterfrage, zur reinen Geschmackssache.
auto motor und sport 5 / 1987, Seite 12
Der Artikel klärt auch darüber auf, warum es zu diesem ungewöhnlichen Produktangebot kam: Der V12 brauche eine gründliche Überarbeitung, damit er auch in den Vorderwagen des XJ40 passe, und dafür brauche Jaguar noch Zeit bis Ende 1988. Zwei Jahre später in etwa sei also mit dem Zwölfzylinder im XJ40 zu rechnen.
Aber es kam anders: Bereits im Mai 1987 vermeldete auto motor und sport, dass Jaguar nun doch etwas länger für die Transplantation des V12 in den XJ40 brauche, und zwar nunmehr bis 1990:
Kenner des XJ40 wissen, dass es auch 1990 noch nicht so weit war: Erst im Februar 1993 begann die Produktion des XJ40 mit einem neuen 6-0-Liter-Zwölfzylinder, der auf das interne Kürzel XJ81 hört. Sechs Jahre brauchte Jaguar damit für die Überarbeitung des Vorderwagens und des Motors…
Damit war dann auch das Ende des klassischen XJ12 der Serie 3 gekommen, der technisch ja bereits im Grunde 1968 mit dem Jaguar XJ Mark I am Markt eingeführt wurde. Ein sentimentaler Moment also, den wohl keiner so emotional auf den Punkt gebracht hat wie Jeremy Clarkson in der damaligen Top Gear Sendung:
Let’s have one last look at just about the most elegant 4-door saloon ever made!
Jeremy Clarkson, Top Gear 1992
Jaguar-Liebhaber im Jahr 2018 haben natürlich nach wie vor die Qual der Wahl: Was macht sich am besten neben dem X308, ein Daimler der Serie 3 oder ein Daimler der Serie XJ40? (Mich beschäftigt diese Frage seitdem ich diesen Artikel über den XJ40 mit Zwölfzylinder verfasst habe, und abschließend beantwortet habe ich sie noch immer nicht…)