Diese Woche war es soweit: Ich habe unseren R129 auf ein H-Kennzeichen ummelden können. Der Mercedes 300 SL-24 wurde am 17.01.1992 erstmalig zugelassen und erfüllt damit die Voraussetzung für das H-Kennzeichen, demgemäß die Erstzulassung mehr als 30 Jahre zurückliegen muss. In diesem Beitrag fasse ich zusammen, was zur Umstellung erforderlich war, welche Kosten angefallen sind und inwiefern sich das H-Kennzeichen wirtschaftlich für mich lohnt.
Wozu dient das H-Kennzeichen und was sind seine Voraussetzungen?
Das H-Kennzeichen wurde vom deutschen Gesetzgeber 1997 eingeführt. Es handelt sich dabei um ein spezielles Kennzeichen für historische Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstzugelassen wurden und die in einem guten originalen oder zeitgenössisch restaurierten Zustand sind. Mit dem H-Kennzeichen geht eine pauschale Kfz-Steuer von 191,73 Euro einher, unabhängig von Hubraum und Schadstoffklasse; Motorräder werden pauschal mit 46,02 Euro besteuert. Zudem gibt es für Fahrzeuge mit H-Kennzeichen keine Einfahrtsbeschränkungen in Umweltzonen, eine „grüne Plakette“ ist nicht erforderlich. Das H-Kennzeichen soll damit einen Beitrag zur „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ leisten.
Interessant ist, wie rasant die Zahl der H-Kennzeichen in Deutschland zunimmt: Sie hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt, und das Wachstum wird Jahr für Jahr größer. Am Rande: Ich bin gespannt, ob sich die Kriterien aufgrund dessen nicht bald deutlich verschärfen, indem zum Beispiel der Schwellwert auf 40 Jahre angehoben wird…
Wie erfolgt die Anmeldung?
Die beiden wesentlichen Voraussetzungen für das H-Kennzeichen bestehen wie gesagt darin, dass…
- die Erstzulassung mehr als 30 Jahre zurückliegt (und zwar tagesgenau, bei meinem SL zählt also der Stichtag 17.01.1992). Übrigens ist der Produktionstermin irrelevant; ein Fahrzeug könnte also über 30 Jahre alt sein, sich aber dennoch nicht für das H-Kennzeichen qualifizieren, wenn es in den ersten Jahren nicht zugelassen wurde.
- sich das Fahrzeug weitgehend im guten Originalzustand befindet und lediglich zulässige, zeitgenössische Veränderungen aufweist.
Zum Nachweis der unter b. genannten Anforderung ist ein „Gutachten für die Einstufung als Oldtimer“ durch einen amtlich anerkannten Sachverständigen, Prüfer oder Prüfingenieur (z. B. bei DEKRA, GTÜ, KÜS oder TÜV) erforderlich. Vor dem Hintergrund der deutlichen Zunahme der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen sind die Prüfstellen dazu aufgefordert, die Kriterien für diesen Nachweis zu verschärfen, wie mir mehrere Prüfer berichteten.
Glücklicherweise hat der SL diese Kriterien erfüllt und das erforderliche Gutachten erhalten. Ich habe mich bei der Gelegenheit überzeugen lassen, zusätzlich auch noch eine Expertise („Oldtimer-Basisgutachten“) erstellen zu lassen, mit dem der Marktwert des Fahrzeugs für die Versicherung festgestellt wird. Das hat aber mit dem H-Kennzeichen nicht direkt etwas zu tun.
Ich musste allerdings noch ein neues Kennzeichen auswählen, da das deutsche DIN-Kennzeichen in Summe maximal 8 Stellen aufweisen darf. Mit dem bisherigen Kennzeichen VIE-ML380 sind die acht Stellen ausgeschöpft und das zusätzliche H hätte keinen Platz gefunden. Daher war in meinem Fall auch die Änderung des Kennzeichens erforderlich. Ich habe mir vor dem Gang zum Straßenverkehrsamt also über deren Internet-Portal das Kennzeichen VIE-ML83 reserviert. Die Kennzeichen selbst habe ich auch online bestellt, was erheblich günstiger ist als die Prägung durch den Dienstleister beim Amt vor Ort. (Ich habe mich nach kurzer Google-Suche für den Anbieter DKK24 mit der eingängigen Internet-Adresse www.zulassungsstelle.de entschieden, was gut funktioniert hat. Ich habe dort für beide Kennzeichen inkl. DHL 22,79 Euro bezahlt.)
Für die Ummeldung auf das H-Kennzeichen ist beim Straßenverkehrsamt Viersen insgesamt folgendes erforderlich gewesen:
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Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief (bzw. Zulassungsbescheinigung Teil I und Zulassungsbescheinigung Teil II)
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Aktuelle Hauptuntersuchung
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Oldtimer-Gutachten
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Bisheriges amtliches Kennzeichen bzw. Nummernschilder (wenn das Fahrzeug nicht „stillgelegt“ wurde)
- Neue Nummernschilder
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Elektronische Versicherungsbestätigungs-Nummer (eVB-Nummer) der Kfz-Versicherung (muss man natürlich vorher bei der Versicherung einholen)
- Vorab ausgefüllter Zulassungsauftrag, den es ebenfalls auf der Webseite des Amtes zum Download gibt
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SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kraftfahrzeugsteuer (vorher beim Amt herunterladen und ausfüllen)
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Personalausweis oder Reisepass mit aktueller Meldebestätigung
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ggfs. Reservierungsbestätigung für das Wunschkennzeichen
Eine Menge Unterlagen also, die man im Blick haben muss – der Vorteil war dann aber der, dass ich mit meinem ebenfalls online gebuchten Termin morgens um 8:30 Uhr sofort an der Reihe war und das Amt bereits um 8:37 Uhr mit neuen H-Kennzeichen verlassen konnte! (Noch schöner wäre es, wenn unsere Ämter einen solchen Service komplett digital anbieten würden – nachdem ich ohnehin alle Unterlagen vorab ausgedruckt und unterzeichnet hatte, erscheint mir der Gang zum Amt unnötiger denn je…)
Was hat die Umstellung gekostet?
Mit der Umstellung auf das H-Kennzeichen waren in meinem Fall die folgenden Kosten verbunden:
- Das Gutachten des TÜV Süd betrug 138,57 Euro inkl. neuer HU.
- Für die Prägung neuer Nummernschilder habe ich inkl. Porto 22,79 Euro bezahlt.
- Beim Amt habe ich Gebühren in Höhe von 56,20 Euro bezahlt, wobei davon 12,80 Euro auf die Reservierung eines Wunschkennzeichens entfallen sind und damit verzichtbar gewesen wären.
Insgesamt hat mich die Umstellung also knapp 220 Euro gekostet.
Reduzieren sich die laufenden Kosten durch das H-Kennzeichen?
Anfangs war meine Erwartungshaltung, das mit dem H-Kennzeichen eine merkliche Kostenreduzierung verbunden sein würde. Das hat sich so aber (noch) nicht bestätigt. Im einzelnen verändern sich Kfz-Steuer einerseits und Versicherung andererseits wie folgt:
- Kfz-Steuer: Der Mercedes 300 SL-24 ist mit Emissionsklasse Euro 1 eingestuft. Damit gilt ohne H-Kennzeichen ein Steuersatz i.H.v. 15,13 Euro je angefangenen 100 ccm Hubraum. Bei 2.960 ccm ergibt das eine jährliche Steuer von 453,90 Euro. Mit der Umstellung auf das H-Kennzeichen gilt eine pauschale Steuer von 191,73 Euro. Bei der Kfz-Steuer spare ich also 262,17 Euro pro Jahr. Sehr erfreulich!
- Versicherung: Etwas anders liegt der Sachverhalt bei der Versicherung. Ich hatte den SL bislang bei der R+V Versicherung versichert (Vollkasko 500/150 Euro SB) für eine Jahresprämie von 324,44 Euro. Mit Zulassung als Oldtimer wird der Tarif bei der R+V Versicherung beendet und das Fahrzeug fortan über OCC versichert, da die R+V Versicherung keine Policen für H-Kennzeichen führt, sondern den Vertrag an OCC (an denen die R+V auch beteiligt ist) abgibt. Hier liegt die Jahresprämie incl. 19% Versicherungssteuer bei identischem Versicherungsschutz aber nun bei 546,59 Euro. Das hat mich natürlich sehr überrascht und ich habe erfahren, dass die Versicherung eines R129 als Oldtimer über einen dazu in Frage kommenden Oldtimer-Versicherer praktisch grundsätzlich teurer sei als im Normaltarif. Der Grund, warum das bei diesem Fahrzeugtyp der Fall ist, liege in der Schadenhäufigkeit begründet und hier an erster Stelle in Schäden am Verdeck durch Bruch der Plastik-Verglasung, was grundsätzlich einen versicherten Teilkaskoschaden darstellt. Für die Versicherung zahle ich nach der Umstellung also nun 222,15 Euro mehr pro Jahr.
Es bleibt also mit der aktuellen Versicherung alles in allem eine Ersparnis von rund 40 Euro pro Jahr. Angesichts der Einmalkosten von über 200 Euro lohnt sich das wirtschaftlich nicht wirklich. Bei der Versicherung wäre es natürlich möglich, Vergleichsangebote einzuholen, was ich in der nächsten Zeit auch durchaus einmal tun möchte. Mal sehen…
Mein Fazit: Rein wirtschaftlich hat sich das H-Kennzeichen für mich erstmal nicht wirklich gelohnt. Dennoch habe ich eine gewisse Freude daran, dass der SL nun mit dem H-Kennzeichen unterwegs ist; es dokumentiert sozusagen sein hohes Alter und seinen Pflegezustand auf dem Kennzeichen…
Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem H-Kennzeichen gemacht? Ich freue mich über Berichte und Anmerkungen in den Kommentarfeldern!
Ein schöner Bericht. Ich fahre ebenfalls einen schönen R 129 – einen 500er.
Aufgrund der Zulassung im Jahre 1996, werde ich mich noch gute vier Jahre gedulden müssen, um ein H-Kennzeichen zu erlangen! Die Kriterien sollte mein Liebhaberfahrzeug erfüllen 😉
… vielleicht hast Du bis dahin ja eine alternative Versicherung zur OCC gefunden …
Thema Versicherung:
Das ist stark von Versicherungsanbieter abhäng. Preise vergleichen!
Ich bezahle für meinen 93er SL320 bei der „Württembergischen“ im Youngtimer-Tarif (Alltagsfahrzeug parallel vorhanden, keine Fahrereinstufung in %, Saisonkennzeichen April-Oktober) mit VOLLKASKO (500€ SB) und Haftplicht nur rund 220 Euro im Jahr. Nicht jede Versicherung will Youngtimer haben und OCC ist meines Erachtens relativ teuer.
Im Rahmen eines Fahrzeugwechsels habe ich mich intensiv mit KFZ- Versicherungen beschäftigt.
Sehr wichtig ist die Unterscheidung zwischen „Marktwert“ und „Wiederbeschaffungswert“.
Bei den meisten Versicherungen ist nur der Marktwert versichert.
Im Fall der Fälle ist man dann schnell unterversichert.
Das Gutachten muss daher unbedingt den Wiederbeschaffungswert nennen.
Bei der ADAC Klassik Versicherung habe ich einen akzeptablen Beitrag (für ein Fahrzeug unter 25 Jahren) erhalten.
Von OCC stammte das mit Abstand höchste Angebot.
Bei Young- oder Oldtimern kann das evtl. wieder ganz anders aussehen.
Eine Alternative für „Liebhaberfahrzeuge“ ist BELMOT, hier finden auch Exoten und jüngere Fahrzeuge einen Platz.
Habe seit 2009 einen R129 mit EZ Mai 1992 als normalen 3 Liter. Bin aktuell vom Umschreiben auf H abgekommen, da es zum einen wirtschaftlich uninteressant ist und zum anderen ich dann noch zusätzlich ein Auto bräuchte mit regulärer Zulassung, da mein RRC ist nur von März bis Oktober im Dienst steht. Somit habe ich ein Loch, das kein Anbieter akzeptiert. Dann kommt noch ein größeres Problem auf mich zu. Im ersten Jahr bin ich 4 Mal ohne Dach gefahren. Danach nie wieder und jetzt müsste ich das Verdeck aktivieren bzw. eine neues Verdeck montieren lassen, ohne es je zu brauchen. Das rechnet sich leider nicht für mich und somit bleibt mein Sternelein regulärer zugelassen. Die Idee mit H ist gut, aber eben nicht für alle.
Neben bei erwähnt, mein RRC kann ich auch nicht mit einem H Kennzeichen ausstatten, da ich sonst keine Anhänger mehr ziehen darf um z.,B. Kies zu holen oder ähnliches. Erlaubt ist mit Ausnahme ein Autotransporter um “ erhaltungswürdige Fahrzeuge“ von A nach B zu bringen. Zur Info, aktuell zahle ich 840 KFZ Steuer und 623 Versicherung für den RRC. Da würde mir das H wirklich sehr gut helfen.
Was wirklich sinnvoll ist, das ist die (mittlerweile mögliche) Kombination aus H-Kennzeichen und Saison. Sonst bezahlst du 191€ pauschal für ein Jahr, obwohl du das Fahrzeug meist ohnehin nur im Sommer bewegst.
Habe ich bei all meinen Autos mit H so gemacht.