In diesem früheren Beitrag hatte ich bereits darüber berichtet, dass ich mich nun auf die Suche nach einem BMW 7er der Baureihe E32 für den Garagenplatz neben meinem Jaguar mache. Ich werde an dieser Stelle in chronologischer Reihenfolge meine Erfahrungsberichte veröffentlichen. Hier ist also ein erster Teil meiner Erfahrungen bei der Suche nach einem E32!
Vorab: Was sind meine Suchkriterien?
- Ganz grundsätzlich: Ein schöner Erhaltungszustand, gepflegter Innenraum, gepflegtes Äußeres.
- Weitgehend rostfrei!
- Bei der Motorisierung bin ich flexibel – ich finde tatsächlich, dass alle Motorvarianten des E32 einen sehr speziellen Reiz hatten, vom 730i und 735i über die V8-Modelle bis hin zum V12 im 750i. Besonders reizvoll finde ich ehrlicherweise aber schon den 740i mit seinem starken V8 und den 750i als Zwölfzylinder…
- Dunkle Farbe – ich finde, die Farben schwarz, dunkelblau oder auch dunkelgrün (selten!) stehen ihm besonders gut.
- Optionen sind nur teilweise wichtig: Klimaanlage ist ein Muss (ich denke da zum Beispiel an Touren Richtung Süden im Sommer), Leder eigentlich auch (hält sich in der Regel im Alter besser als Stoff oder Velours), alles andere muss man sehen.
Entscheidend ist, dass das jeweilige Fahrzeug an sich einen Reiz des besonderen hat, und der kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise zustandekommen!
Erster Aktionspunkt: Ich habe mir automatische Suchen in drei Portalen (mobile.de, AutoScout24 und ebay Kleinanzeigen) eingestellt. Immer wieder interessant, dass viele Angebote (vermutlich die Mehrzahl) nur in jeweils einem Portal eingestellt werden!
Erster Eindruck bei der Suche im Netz
Mein erster Eindruck: Das Angebot an „guten“ E32 ist überschaubar. Das Gros der Angebote hat Laufleistungen von (oft deutlich) über 200.000 Kilometern und ein Erscheinungsbild, das am Kriterium „gut gepflegt“ scheitert.
Bei den besonders gepflegten Fahrzeugen finden sich – analog zu klassischen Mercedes – auch Re-Importe aus Japan. Leider wird darauf im Inserat oft nicht hingewiesen. Fahrzeuge aus Japan sind natürlich nicht grundsätzlich schlecht, können aber im Bereich Motor und Elektronik gravierende Probleme mit sich bringen. Viele der japanischen Re-Importe kommen aus Metropolregionen, in denen sie viele Jahre im Stop-and-go bei deutlich über 30°C verbracht haben. Das führt zu geringen Kilometerleistungen, aber dennoch etlichen Betriebsstunden unter thermisch sehr herausfordernden Bedingungen. Nicht umsonst gehört der „Tokyo City Dauertest“ zum Erprobungsprogramm neuer Fahrzeuge im VW-Konzern. Ich werde bei Gelegenheit einen gesonderten Artikel zu Vor- und Nachteilen von Re-Importen klassischer Fahrzeuge aus Japan veröffentlichen, für mich kommen sie insgesamt nicht infrage.
Aber auch wenn der Verkäufer im Inserat die Herkunft des Fahrzeugs nicht offenlegt, gibt es Indizien; zum Beispiel offenbart ein scharfer Blick auf die Verbrauchsanzeige im Drehzahlmesser die japanische Herkunft: Es ist die Verbrauchsanzeige in km/l (statt l/100km in Europa), die einen japanischen E32 schnell offenbart.
Meine erste Vor-Ort-Besichtigung
Nach wenigen Tagen der Marktbeobachtung wird ein BMW 730i mit wirklich schönen Fotos keine 30 Kilometer von meinem Wohnort entfernt eingestellt. Ein Händler, der das Fahrzeug im Kundenauftrag verkauft. Ich stelle nicht viele Fragen am Telefon, sondern mache direkt einen Termin zur Besichtigung vor Ort aus. Es ist ja praktisch um die Ecke.
Vorab habe ich anhand der VIN-Nummer die originalen Ausstattungsmerkmale des Fahrzeugs angesehen. Ein Tipp dazu: Im Ersatzteil-Shop von BMW-Händler Leebmann zuerst die VIN-Nummer eingeben, dann im Webportal bis zu einem beliebigen Ersatzteil durchclicken, und dann oben rechts das Fenster „Fahrzeugdaten/Sonderausstattungen“ öffnen. So bekommt man eine solche Auflistung:
Erkenntnis für diesen 730i: Eine erfreulich umfangreiche Ausstattung, das Interesse am Vor-Ort-Termin steigt! Wir treffen uns in ländlicher Umgebung auf dem Grundstück des Kunden, in dessen Auftrag das Fahrzeug angeboten wird. Ich bin das Fahrzeug nicht gefahren, hatte aber die Chance, es etwa 30 Minuten intensiv vor Ort zu inspizieren.
Hier meine wesentlichen Eindrücke:
Fazit: Schöne Optik, tolle Ausstattung, gepflegter Innenraum und eine komplette Historie (inkl. erstem Brief und Scheckheft) stehen eindeutig auf der Habenseite. Auf der Sollseite stehen hingegen vor allem der nass-feuchte Kofferraum, der blühende Rost unter dem Schweller hinten rechts, der hängende Dachhimmel, die nachgerüstete Wegfahrsperre sowie einige Schrammen im Lack. Für einen Preis von knapp 9.000 Euro bei über 200.000 Kilometer Laufleistung passt das in meinen Augen nicht, auch nicht mit Verhandlungsspielraum. Die Suche geht weiter.
Die zweite Vor-Ort-Besichtigung
Eine Woche später: Ich traue meinen Augen kaum. An einem Samstagmorgen wird ein wirklich schöner 730i V8 für einen wirklich günstigen Preis von unter 5.000 Euro gleich hinter der Grenze in den Niederlanden eingestellt. Entfernung von mir zuhause nur gut 30 Kilometer. Das Inserat enthält über 40 Fotos, Optik und Innenraum überzeugen auf Anhieb. Ich rufe an und mache einen Vor-Ort-Termin aus. Wieder hat ein Händler im Kundenauftrag inseriert, die Besichtigung erfolgt auf dem Firmengrundstück des Fahrzeugbesitzers.
Mittwochabend ist es soweit, ich habe die Chance, das Fahrzeug zu besichtigen und auch Probe zu fahren. Erste Überraschung vor Ort: Ein Interessent aus Amsterdam habe sich gemeldet und 1.000 Euro mehr geboten, der Verkäufer sei aber „kompromissbereit“ und für 5.500 Euro könne ich das Auto dennoch haben – mithin 500 Euro mehr als im Inserat angegeben. Meine Laune ist da schon nach den ersten fünf Minuten gedämpft.
Die Besichtigung und die Probefahrt offenbaren kaum Mängel: Die Servolenkung verliert etwas Öl und das Display im Cockpit zeigt wieder einmal Fehlermeldungen an, die nicht den Tatsachen entsprechen („Kennzeichenbeleuchtung defekt“ etc.). Das Auto fährt wirklich gut. Leider gibt es kein Scheckheft und auch sonst wenig Unterlagen zur Historie des Fahrzeugs. Außerdem verunsichert mich, dass der Verkäufer die Abmeldung für den Export beim niederländischen Straßenverkehrsamt komplett an mich geben möchte und damit nichts zu tun haben möchte. Ich fühle mich trotz des Preises mit der Situation nicht 100%ig wohl und sage erstmal ab. Am nächsten Tag habe ich von einem guten Bekannten aus den Niederlanden erfahren, dass die Abmeldung zum Export durch den Käufer in den Niederlanden nicht unüblich ist, aber da ist der BMW schon nach Amsterdam verkauft.
Die Suche geht also weiter…
Toller Bericht!
Habe mir ebenfalls vor knapp 2 Jahre einen E32 – 3,0 – 6 Zylinder geholt. Bezahlt habe ich nur € 3000,00!
Hier eine Übersicht, was ich schon an Geld reingsteckt habe:
1. Reparatur 10.2020: € 757,93
1. Licht: Lichtmodul kaputt! / Beide Leuchtweitensteller kaputt! (Lichtmodul neu!) & neue Birnen!
2. Klimaanlage: Kondensator neu!
3. Wasserverlust: Wasserpumpe neu! Thermostat neu!
4. Spiel im Lenkgetriebe behoben!
5. Radio! Altes im Kofferraum. Gebraucht!
6. Getriebeschalter neu.
Reparatur BMW 10.2020: € 935,88
1. Kühlmittel neu
2. Kompletttausch der Kühlwasserschläuche!
3. Ölwechsel mit Ölfilter
Reparatur 11.2020: € 1.074,93
1. Ventielspiel einstellen
2. Getriebefiltersatz & Getriebespülung
3. Verteilerkappe & Verteilerläufer neu
4. Entlüftungsschlauch & Formschlauch neu
5. Kraftstoffschlauch neu
BMW E32 Rücklicht rechts 01.2021: € 60,00
Reparatur 05.2021: € 4.457,00
1. Getriebe Ein- & Ausbau
2. Parksensoren vorne & hinten
3. Automatikgetriebe Reparatur
4. Ölkühlerleitungen
Nebelleuchte 06.2021: € 58,60
Himmel Autosattlerei 20.2021: € 1.272,50
Reparatur 12.2021: € 877,90
1. Tempomat (noch nicht behoben aber Fehler erkannt)
2. Beifahrersitz – Feder im Poppes
3. Fahrersitz Welle kaputt – Zwei neue Wellen eingebaut
4. Dachhimmel neu – eingebaut
5. Getriebe ruckelt wieder zw. 1000-2000 Umin
6. Koppelstange hinten
7. HU/AU
Reparatur Eigenregie I.2022: € 222,15
Rostbehandlung mit Rostio in Eigenregie € 44,75
Rechts/ Links Rückleuchte original 149,90
Schlüsselgehäuse
Reparatur 05.2022 € 1.000,00
Schweller links & rechts entrostet, geschweißt, versiegelt
Alle Beulen ausgebeult
Und munter wird es auch weitergehen!
Zündverteiler!
elektrische Sitze!
Lackierer!
Was man halt am Kaufpreis spart, zahlt man nacher bei der Reparatur!
Hallo Carsten, vielen Dank für diesen interessanten Erfahrungsbericht und die detaillierten Angaben. Sehr interessant! Und es zeigt auch einmal mehr, dass die eigentlichen Kosten eines luxuriösen Youngtimers im Unterhalt liegen, nicht in der Anschaffung! Viele Grüße, Michael